Bericht: Supermarathon beim Rennsteiglauf

Vier Wochen Kilometer sammeln stand zwischen dem 6. September und 3. Oktober auf dem Programm. Vier Teams mit je fünf Teilnehmer hatten wir beim Landkreislauf Neustadt aufgestellt und so war doch wieder ein wenig Motivation da, mehr zu tun. Da kam der Gedanke auf, an irgendeinem Lauf teilzunehmen, wenn man schon wieder regelmäßig trainiert. In Bayern war fast alles abgesagt oder der Spaß durch die besonders scharfen bayerischen Hygieneregeln so beschnitten, dass man die Seiten der Veranstalter gleich wieder wegklickte. Dann war da noch der Landkreislauf in Regensburg, dessen 75 km man auch solo als Ultra laufen konnte. Allerdings gab es für die 75 Euro Startgebühr quasi keine Gegenleistung. Eigenverpflegung mit Begleitradler wäre angesagt gewesen und sogar das Finisher-Shirt hätte extra gekostet.

Fast schon ein wenig gefrustet ploppte auf einmal der Rennsteiglauf auf. Ebenfalls für 75 Euro wurde da richtig was geboten. Der Ruf der Veranstaltung ist ja eh legendär. Jetzt musste nur noch die Entscheidung der Streckenlänge getroffen werden. Marathon von Neuhaus am Rennweg nach Schmiedefeld oder Supermarathon von Eisenach nach Schmiedefeld? Vor ein paar Jahren war ich den Rennsteig schon gewandert und das westliche Stück war mir landschaftlich deutlich schöner in Erinnerung. Aber 73,9 km und 1800 Höhenmeter? Egal – anmelden! Zwei lockere sonntägliche Trainingsmarathons liefen ganz gut. 9 Tage vor dem Lauf dann noch 5x 20 min in 4:20, bei denen ich mich beim vierten Intervall regelrecht ausknipste und froh war, überhaupt noch nach Hause zu kommen. Freitag dann Zwangspause, Samstag und Sonntag jeweils nochmal locker 30 km. Das wars dann.

Gut erholt fuhren wir nach Schmiedefeld und direkt am „schönsten Ziel der Welt“ konnten wir auf der Wiese den Caddy parken. Rundum eine Menge Wohnmobile mit vielen Startnummern aus den Vorjahren in den Scheiben. Man soll hier schnell zum Wiederholungstäter werden liest man immer wieder. Spaghetti aus der Campingbox und ab in den Schlafsack. Die kurze Nacht war nämlich um 3 Uhr schon wieder vorbei. Frühstück und pünktlich um 4 Uhr standen wir an der Haltestelle vom Transferbus der uns alle zum Start bringen sollte.

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Alles perfekt organisiert. Nach 90 min kamen wir in Eisenach an und durften direkt an der Startnummernausgabe aussteigen. 30 Sekunden später hatten wir unsere Beutel. Man merkt, hier sind eingespielte Teams am Werk. Die Temparatur lag am frühen Morgen bei 13 Grad und sollte bis zum Nachmittag auf 20 Grad ansteigen. Auch war kein Regen angesagt, also perfektes Laufwetter für kurz/kurz.

Da ich Karina und mich erst kurz vor Meldeschluß angemeldet hatte, fanden wir uns so ziemlich im letzten Startblock wieder. Mal wieder gab es zwecks Corona keinen Massenstart der 1350 gemeldeten Läuferinnen und Läufer. Da wir aber ja eh nur ankommen wollten, war es so ganz entspannt. 7:15 Uhr ging es dann los.

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Tempomäßig wollten wir ein normales Joggingtempo anschlagen. Das hieß für mich Puls unter 130 halten und auf der Geraden so im 5:20er Wohlfühltempo traben. An der zweiten Verpflegungsstelle zählte jemand die Frauen mit. Karina war zu dem Zeitpunkt auf Platz 42. Von da an hatten wir eine gute Ablenkung für den Kopf, indem wir jede überholte Frau runterzählten.

Apropos Verpflegungsstellen: Jeder der schon mal in Roth oder auf der Laufstrecke eines anderen großen Triathlons unterwegs war, kennt die Helfer, die einem „Wasser – Cola – Iso“ entgegenrufen. Das „Iso“ des Rennsteigslauf ist aber keine säuerliche Elektrolytflüssigkeit, sondern Haferschleim. Ja, richtig gelesen: Haferschleim. Das hat wohl hier Tradition seit der ersten Durchführung 1973. Und so begrüßen einen die Helfer an den VPs mitunter mit einem herzlichen „Wasser – Cola – Schleim!“, was einem dann schon einen Lacher entlocken kann. 🙂

Bis zum Großen Inselsberg bei Kilometer 25 stieg es fast immer an. Entgegen unserer Befürchtungen waren die meisten Steigungen aber recht kommod und wir mussten nur zweimal gehen. Die Hälfte der 1800 Hm hatten wir nun und es ging wellig weiter.

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Wir überholten weiter Läufer um Läufer, Läuferin um Läuferin. So ein später Startblock hat schon was Motivierendes. Allerdings fragten wir uns immer wieder, warum manche wie im Winter angezogen waren. Dicke Laufjacken, lange Hosen – teilweise sahen wir sogar dick bepackte Rucksäcke auf manchen Rücken. Und das, wo doch die vielen Verpflegungsstellen keinerlei Wünsche offen ließen. Ich glaub, mein Blick auf dem nächsten Fotos sagt alles! 😀

Rennsteiglauf Supermarathon 2021

An der nächsten Verpflegung musste ich mir dann die Schuhe ausziehen, um Steinchen auszuleeren. Ein paar Kilometer weiter leider das gleiche Prozedere nochmal. Zur Halbzeit merkte ich zudem, dass die Körner langsam etwas weniger wurden. An jeder Verpflegung hatte ich vorher ein Stück Banane genommen oder mir mit Karina einen Riegel geteilt. Jetzt mussten doch die Gel-Vorräte in der Hosentasche angegriffen werden, was auch schnell Wirkung zeigte. Bei Marathon eine Rampe zum marschieren, dann rollte es 10 km flüssig.

Rennsteiglauf Supermarathon 2021
Foto (c) Norbert Wilhelmi

Am Grenzadler bei km 54,7 gab es die Möglichkeit auszusteigen und trotzdem in die Wertung zu kommen. Wir dachten nicht mal daran. Dass ich problemlos bis km 50 komme, war ich mir sicher. Danach wäre ich notfalls gewandert. Doch es lief erstaunlich gut. Karina mit der dreifachen Menge an Jahreskilometern spielte sich eh. Nach Oberhof wartete mit dem Großen Beerberg die höchste Stelle der Strecke und ein paar kurze Rampen mussten wir gehen. Meine Oberschenkel fingen an zu krampfen und immer wieder ging es gerade noch gut. An der Schmücke schluckte ich dann einen Teelöffel Salz. Leider erwischte ich Apfelschorle statt Cola, was mir mein Magen für die nächsten beiden Kilometer etwas übel nahm. Die Krämpfe verschwanden recht schnell und es rollte nun hinunter nach Schmiedefeld. Noch ein kurzer Gegenanstieg und dann konnten wir die letzten drei Kilometer nochmal Gas geben.

Rennsteiglauf Supermarathon 2021
Foto (c) Norbert Wilhelmi

Nach 7:18:45 stoppte die Uhr für uns. Scheinbar hatten wir unterwegs richtig gezählt. Karina landete wirklich auf Platz 9 im Frauenfeld und Platz 4 in der AK. Ich wurde 54. Mann und schaffte es auf Platz 6 in der Altersklasse. Das Zielfuffet und die Stimmung waren auch top. Einziger Wermutstropfen war, dass es wegen behördlichen Hygiene-Auflagen keine Duschen gab. Aber was bemerkte eine andere Läuferin so treffend? „Na wenns hygienischer ist, wenn wir nicht duschen, dann stinken wir gerne ein wenig“

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Fazit: Der Rennsteiglauf ist eine absolute Empfehlung. Selbst unter Corona-Auflagen war es eine perfekte und bestens organisierte Veranstaltung. Top Verpflgung auf der Strecke und im Ziel und dazu tolle Stimmung auf der Strecke. Warum man hier leicht zum Wiederholungstäter wird, wissen wir jetzt auf jeden Fall.

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