Pimp my Merino: WoodWool-Shirt von Grüezi bag

Sicherlich sind Funktionsunterhemden aus Kunstfaser in technischer Hinsicht gegenüber Naturfasern klar überlegen. Feuchtigkeitstransport, Hautgefühl und Wärmeleistung im nassen Zustand sind da wohl die wichtigsten Aspekte. Merino-Shirts sind aber bei längeren Aktivitäten mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Vor allem auf Mehrtagestouren können sie ihre größte Stärke ausspielen: Während Funktionsshirts aus Kunstfaser spätestens am dritten Tag so stinken, dass wir Abstand von unseren Wanderfreunden halten müssen, riecht ein Shirt aus Merino auch nach einer Woche einschwitzen so gut wie gar nicht. Dazu trocknen sie akzeptabel schnell.

Anmerkung: Für den Test wurde mir das WoodWool-Shirt von Grüezi bag auf meine Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich erhalte aber keine Bezahlung.

Reine Merinowolle hat aber für mich drei entscheidende Nachteile. Zum einen haben meine Shirts fast alle relativ schnell kleine Löcher bekommen. Gürtelschnallen oder Reissverschlüsse von drüberliegenden Jacken verursachen schnell kleine Defekte. Vor allem dünnen Materialstärken für den Sommer sind da sehr anfällig. Zum anderen juckt Merino vielleicht weniger auf der Haut als normale Schurwolle, aber trotzdem ertappe ich mich imemr wieder mal beim Kratzen. Und zum Dritten leiert Wolle mit der Zeit einfach aus. Die Hersteller begegnen dem Ganzen mit verschiedenen Maßnahmen. Meist wird eine Kunstfaser beigemischt, was bei allen drei Punkten Abhilfe schafft. Allerdings ist dann der positive Umweltaspekt schon wieder weg, wenn Mikroplastik beim Waschen in die Kanalisation gelangt oder das Shirt am Ende der Lebensdauer irgendwann entsorgt werden muss. Weder kann der Kunststoff recycelt werden, noch kann man das Shirt kompostieren.


Und hier setzt das WoodWool-Shirt von Grüezi bag an. Statt einer Kunstfaser wird der Wolle Lyocell beigemischt. Grüezi bag nennt das Ganze dann WoodWool. Lyocell (bekannt unter dem Markennamen Tencel) ist eine aus Cellulose bestehende, industriell hergestellte Cellulose-Regeneratfaser, die komplett und rückstandfrei kompostiert werden kann. Somit hat sich das Thema Mikroplastik und die Entsorgungsproblematik erledigt.

Dass bei Grüezi Bag für die Namensgebung ein Trekkie verantwortlich war, ist nicht zu leugnen. Das einfarbige Shirt nennt sich „Mr Pike“, das Langarm hört auf den Namen „Mr Picard“. Ich habe das WoodWool T-Shirt „Mr. Kirk“ in der Farbzusammenstellung „Fired Red Brick“ ein paar Wochen getestet. Das Shirt trägt sich sehr angenehm, der Stoff fällt gut und das Material ist sehr elastisch. Wie jedes Merino-Shirt lädt es sich bei trockener Luft beim anziehen statisch auf und „klebt“ dann manchmal kurzzeitig an der Haut. Das typische Wolkratzen auf der Haut gabs nur vorm ersten Waschen. Nach mehreren Waschgängen haben sich die drei Farben als stabil herausgestellt. Wobei ich anfangs etwas überascht war – sehen die Farbtöne auf der Homepage doch deutlich kräftiger aus als in Wirklichkeit.

In drei Wochen Schweden / Norwegen hatte ich das Shirt sehr viel an. Geruchsmäßig gab es keine Beschwerden, da spielt das Merino seine Stärken voll aus. Der Holzanteil sorgt für die gewünschte Formstabilität und Robustheit. Auch die Tragegurte vom Rucksack haben am Shirt keine Spuren hinterlassen. Lediglich am Bauch habe ich es mal wieder geschafft, ein Loch zu fabrizieren, wobei ich bei meinem Ausflug in den Himbeersträucher wohl jedes Shirt ruiniert hätte.

Fazit: Ich kann für das Shirt eine klare Empfehlung aussprechen. Alle Vorteile von Merino kommen zum Tragen und dank des Tencel-Anteil ist es stabiler als reine Woll-Shirts, bzw. ist umweltfreundlicher als Shirts mit Kunststoffbeimischung.

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