Auerhahntrail statt Arberland Ultra Trail
Als Stephanie Felgenhauer mich letztes Jahr anschrieb, ob der neue Arberlandtrail nichts für mich wäre, hatte ich mich sofort angemeldet. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nur Roth auf der Liste und da passte der Lauf optimal für die zweite Saisonhälfte. Aber meist kommt es eben ganz anders und nach Roth kam Regensburg und nach Regensburg kam Almere. So wurde es langsam Zeit, den Rest der Saison ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Noch dazu, wo mir nach Almere nur zwei Wochen Zeit zur Erholung blieb. Vorgenommen hatte ich mir ursprünglich auch, die Strecke im Vorfeld mal abzulaufen oder zumindest einen der vielen angebotenen Streckenchecks zu besuchen. Die Entscheidung, statt beim langen Ultra Trail, nur beim kürzeren Auerhahntrail über 35 km an den Start zu gehen, fiel also recht leicht. Schließlich hatte ich dieses Jahr auch noch keinen Kilometer auf Trails trainiert oder wenigstens eine Bergwanderung auf dem Konto.
Auf diesem Weg sparte ich mir auch eine Übernachtung vor Ort und konnte gemütlich am Morgen mit Wolfgang anreisen, der sich spontan noch angemeldet hatte, um noch ein wenig für seine bevorstehnde Tour de Tirol zu trainieren. Vor Ort trafen wir uns mit Tina, die sich Wochen zuvor nichtsahnend im Biergarten überreden ließ, den Startplatz von Sabine zu übernehmen und ihren allerersten Trail lief. Am Start entdeckte ich dann auch Caro, die im Frühjahr ihren ersten Halbmarathon gelaufen war und dort mal eben eine 1:38 ablieferte. Voller Tatendrang hatte sie sich dann hier auch gleich angemeldet. Sie kannte die Strecke aus den Trainingsläufen und ihre Beschreibungen waren eigentlich meine einzige Vorbereitung. Wobei es ja nicht so ist, dass mir die Gegend unbekannt wäre.
Bereits um 7:00 Uhr war Christian auf der langen Strecke gestartet und theroretisch sollten wir ihn irgendwann überholen, denn die zweite Hälfte seines Laufs entsprach ja dem Auerhahntrail. Für uns ging es dann recht entspannt los, standen wir doch fast in der letzten Reihe, um uns ja nicht vom hohen Tempo der Vorderen anstecken zu lassen. Vereinbart hatten Wolfgang und ich einen gemeinsamen Trainingslauf. Dass das nicht lange klappen würde, war uns beiden klar 🙂 Nach ein paar flachen Metern wartete dann auch schon der lange Anstieg hinauf zum kleinen Arber. Wir überholten nun ständig, Caro an unseren Fersen. Als es von der Forststraße ins Gelände ging, lockerte sich das Feld deutlich. An der ersten Verpflegung war unser Trio bereits auseinander gefallen. Ich lief nun immer nach Pulsuhr und konnte erfreulicherweise bis zum Fuß vom kleinen Arber fast durchgehend laufen.
Die restlichen Meter waren dann aber doch zu steil fürs ganze Feld. Oben trennte sich dann das Feld in die, die Strecke kannten, bzw. den kleinen Pfeil auf dem Boden entdeckten und denen, die die Abkürzung links um den Gipfel nahmen. Es folgte das erste Bergabstück und nun merkte ich das fehlende Training im Gelände. Das Tempo meines Vordermanns konnte ich grad so mitgehen. Statt wie beim U.TLW über die Forstautobahn, bog die Strecke nach der Chamer Hütte nun rechts ab und wir durften den großen Arber über den Arbersteig erklimmen. So bekamen wir den ansonsten verbauten Berg noch von seiner einzigen schönen Seite präsentiert.
Nach dem Gipfelslalom zwischen Wanderern und Bergbahnalpinisten wartete der Verpflegungsposten an gewohnter Stelle, wo es für mich nur einen schnellen Becher Cola und ein Gel gab. Auf dem folgenden Downhill merkte ich nun die fehlende Trittsicherheit extrem. Die vielen Stufen und Sprünge zwichen den Steinen lief ich gefühlt, als hätte ich sowas noch nie gemacht. Am Stallriegel dann Unsicherheit, wo es weiterging und prompt lief ich in den falschen Weg. Nach ein paar Metern wurde aus dem Weg ein Trampelpfad. Zwischen Sträuchern und Büschen musste ich mich bis zur Forststraße durchkämpfen und gut 100 Meter zurücklaufen. Das letzte Stück zum Arbersee war dann richtig erholsam und am See bekam ich von Sabine die Abstände durchgesagt. Fünf Minuten auf Christian und zwei Minuten auf Wolfgang. Schnell war ein neuer Plan geschmiedet. Ich lauf jetzt nur noch zu Christian auf und begleite ihn die letzten Kilometer ins Ziel.
Vorbei am Arbersee warteten jetzt ein paar flache Meter und in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit war es auch schon passiert. Ich trat auf ein Stück Ast, das nach vorne wegrollte und in einer Mischung aus Spagat und Purzelbaum lag ich auf einmal auf dem Rücken. Im Liegen ein kurzes Abchecken des Körpers. Ein Kollege half mir wieder auf die Beine und begleitete mich ein paar Meter. Kein schlimmer Schmerz, nur ein stechendes Ziehen aus Richtung Bandscheibe, das sich auf den nächsten Metern zum Glück wieder beruhigte. Für die nächsten Kilometer war ich total von der Rolle. Ich stolperte mehrmals und hatte jede Sicherheit verloren. Schlagartig war auch die Kraft aus den Beinen raus. Erst auf der Auerhahnstraße wurde es wieder besser. Meine beiden Maltoflaschen waren mittlerweile auch leer und so kam die Verpflegungsstelle wie gelegen. In Richtung Mittagsplatzl kam dann zumindest wieder die Kraft zurück und am Aussichtspunkt nahm ich mir auch die Zeit für Fotos.
Auf dem folgenden Bergabstück wurde ich mehrmals überholt, aber das Vertrauen in meine Beine war einfach weg. Zudem bemerkte ich auch Blasen an den Fersen, die mehr und mehr drückten. Wieder auf der Straße machte ich dann Christian vor mir aus. Ab der Verpflegungstelle liefen wir dann zusammen und tauschten uns aus. Auch auf der Langstrecke hatte es wohl Orientierungsprobleme gegeben, mit dem Ergebnis, dass auf einmal rund 25 Läufer auf einem Haufen standen und keiner wusste, wo es weiterging.
Auf dem Bergabstück zu den Rißlochfällen konnte ich an Christian grad so dranbleiben. Es folgte nun das letzte steile Bergstück und im Augenwinkel hatte ich Christians leuchtendes Shirt immer rund 30 Meter hinter mir. An der Schotterstraße trabte ich wieder an und wartete. Doch statt Christian hörte ich nun ein freudiges „Hallo“ von hinten. Caro hatte mich wieder eingeholt – oups. Zum Glück ging es nun nur noch auf breiten Wegen bergab und so liefen wir zusammen weiter. Aus dem Weg wurde nun eine Straße und wir erreichten Bodenmais. Meine Fersen fingen mehr und mehr an zu brennen und die Oberschenkel mussten Höchstleistung vollbringen. Auf den letzten Metern durch den Ort dann Essensgeruch aus allen Ecken und schon war das Ziel erreicht. Bei 3:58:41 blieb die Uhr stehen, was erstaunlicherweise noch für Platz 37 reichte. Fast 20 min war Wolfgang schon da, Christian folgte auch nach ein paar Minuten und durfte sich, ebenso wie Caro, über den 2. Platz in der Altersklasse freuen. Tina erreichte nach 4:49 freudestrahlend das Ziel.
Mein persönliches Highlight war die Zielverpflegung. Sonst gibt es ja immer nur alkoholfreies Industrie-Weißbier. Hier dagegen gab es richtiges Bier einer lokalen Brauerei. Dazu dann Kuchen, Brote, Obst und allerlei andere Köstlichkeiten.
Fazit: Das Rennen war super organisiert. Die Strecke abwechslungsreicher als beim UTLW nebenan und vielleicht einen Ticken weniger technisch (zumindest brauchte man keine Hände). Verbesserungspotential gibt es vielleicht bei der Stimmung im Zielbereich, vor allem aber bei der Streckenmarkierung. Die blauen Pfeile auf dem dunklen Waldboden musste man schon immer wieder mal suchen.
Parallel zum Rennen wurde bekannt, dass die Veranstalter vom UTLW wohl ihre Streitigkeiten mit den Gemeinden begraben haben und das Rennen jetzt ab 2018 jedes zweite Jahr durchführen. Vielleicht wäre es eine Idee für die Bodenmaiser, ihr Rennen im Wechsel auszutragen. So könnte man auch vom ungünstigen Septembertermin wegkommen, wo der Terminkalender eh schon übervoll ist.
Super Bericht Tom.
Du musst dein Licht nicht unter einen „Scheffel“ stellen.
Dieses Jahr hast du einen anderen Schwerpunkt gehabt, oder soll ich sagen mehrere
Schwerpunkte.
Du hast sie alle ganz toll gemeistert, Respekt.
Trotz fehlendem Berg-/Trailtraining so eine Leistung abzuliefern, „Super“!
Ich kann dir aus Erfahrung sagen:
„Der Muskelkater im Oberschenkel geht definitiv vorbei“!