Test: Bergans Helium pro 40
Der Helium pro 40 von Bergans ist ein leichter Skitourenrucksack mit ausreichend Platz für Mehrtagestouren. Neben einem separatem Ausrüstungsfach, an das man von aussen kommt, hat er eine stabile Skibefestigung, zahlreiche Verstellmöglichkeiten und eine abnehmbare Deckeltasche. Es gibt ihn in dunkelgrau und rot. Der Preis liegt UVP bei nicht gerade günstigen 225 Euro. Die derzeitigen Straßenpreise findet Ihr am Ende des Berichts.
Anmerkung: Dieser Rucksack wurde mir vom Hersteller auf Nachfrage für den Test zur Verfügung gestellt.
Seit mehreren Jahren bin ich mit einem Deuter Guide 35 unterwegs, der sehr stabil ist und in Großem und Ganzen gut funktionierte. Gestört hat mich aber immer vor allem, dass es keine Möglichkeit gab, an die Notfallausrüstung zu kommen, ohne dass man vorher einen Teil des Rucksacks leerte. Nach erfolgten Lawinenübungen musste dann die Schaufel wieder in den Rucksack, was meist dazu führte, dass erst nochmal ein Teil der Ausrüstung aus dem Rucksack in den Schnee wanderte, um die Schaufel überhaupt wieder ins Innere zu bekommen. Dort war sie zwar vom restlichen Inhalt abgetrennt, die geschmolzenen Schneereste nässten aber immer den Boden vom Rucksack ein. Zudem reichte das Platzangebot immer gerade mal so aus, wenn ich auf Mehrtagestour in Winterräumen unterwegs war, wo ich noch ein kleinen Schlafsack und diverses Essen dabei hatte. Genaue Planung des Tages war da bereits am Morgen beim Einpacken angesagt und trotzdem passierte es immer mal, dass der komplette Inhalt des Rucksacks am Gletscher landete, weil irgendwas tief im Inneren versteckt war. Von daher wusste ich genau, was ich nicht mehr wollte und machte mich auf die Suche und bin bei Bergans gelandet.
Ausstattung:
Beim Helium pro fällt zuerst der Materialunterschied auf. Für das Aussenmaterial wird Nylon 210D Velocity verwendet, für weniger beanspruchte Stellen sogar nur Nylon 70D Ripstop. Die beanspruchten Stellen am Boden, dem Tragesystem und im Rückenbereich sind aus stabilem Nylon 420D Velocity. Der Rucksack wird dadurch mit 1225 Gramm sehr leicht, was allerdings auch mit einem gewissen Rascheln beim Packen einhergeht. Meine anfängliche Skepsis wegen der dünnen Materialstärke wich recht bald. Ich habe keine Stellen entdecken können, wo der Stoff lädierte Stellen hat, obwohl der Rucksack in den vergangen Wochen keineswegs geschont wurde und ich auch mehrmals meine neuen Tourenski mit messerscharfen Kanten befestigt hatte.
Der Rucksack besitzt ein großes Hauptfach, das von oben zu beladen ist. Zusätzlich befindet sich an der Seite ein langer durchgehender Reissverschluss, den ich auch am Deuter schon hatte, dessen Sinn mir sich aber nicht so richtig erschliesst. Im Hauptfach gibt es einen verschließbaren Innenbeutel und die obligatorische Aufnahme für die Trinkblase. Der Rucksackdeckel hat auf der Innen- sowie auf der Aussenseite je eine Tasche. Die Deckeltasche kann für Tages- oder Klettertouren komplett entfernt werden,
Am Hauptfach gibt es aussen noch die angesprochene Tasche für die Notfallausrüstung. Ich hatte darin immer Schaufel, Sonde, Verbandskästchen, Harscheisen, Felle und Überhose. Die Tasche ist gepolstert, wohl damit nichts Scharfes durchdrückt. Ist die Aussentsche beladen wie beschrieben, so muss man sich für die Steigeisen eine andere Unterbringung suchen, zumindest wenn man welche in Standardgröße hat. Das Problem ist weniger die Breite, sondern vielmehr die Tiefe. Schaufel und Steigeisen zusammen tragen einfach zu sehr auf. Zwar war der restliche Platz in der Aussentasche für die Steigeisen zu klein, doch reichte er noch gut für eine Jacke oder Weste. Für die Steigeisen würde ich mir vielleicht noch eine Daisychain an der Aussenseite wünschen, wo man dann die Tasche anklipsen kann.
Die Befestigungen für Seil und Pickel sind sehr gut gelöst. Das Seil kann mehrmals fixiert werden und ist auf den Touren nie verrutscht. Der Pickel oder die Eisgeräte werden seitlich eingeschoben und unten angeklipst. Oben werden sie mit einem Klett befestigt. Bei starker Rucksackbefüllung kann die Spitze oben unangenehm weit nach hinten ragen, was man aber von eigentlich jedem Rucksack kennt. Die Höhenverstellung des Tragesystems ist sehr einfach. Man zieht den Klettverschluss ab, verstellt den Tragehaken einfach um die gewünschte Anzahl an Stufen und drückt den Klett wieder an.
Die Aufnahme für die Ski an den Seiten ist sehr stabil. Wie üblich schiebt man die Ski von oben in die untere Schlaufe und zieht oben dann einen Gurt fest. An den Verschlussschnallen gibt es hier noch eine zusätzliche Arretierung, die verhindert, dass die Gurte in der Bewegung durch die Schnallen rutschen und länger werden. Nicht so gut finde ich die Haken als Gegenstück. Ist nämlich der Clipverschluss nicht geschlossen, kann der ganze Zurrgurt verloren gehen. Der Sinn ist wohl, dass man die Ski einfach wieder vom Rucksack bekommt ohne die Handschuhe ausziehen zu müssen.
Im Einsatz:
Ich war mit dem Rucksack diesen Winter auf der Haute Route, sowie mehreren Wochenendskitouren unterwegs. Sicherlich war er für Tagesskitouren deutlich zu groß gewählt, doch auch mit wenig Füllung wackelte nichts herum. Durch die vielen Gurte ließ sich alles recht gut komprimieren. Seine Stärke spielte der Helium aber bei Mehrtagestouren aus. Voll beladen lag er deutlich besser am Rücken als es mein alter Rucksack tat. Gerade mit viel Gewicht behinderte er in steilen Spitzkehren wesentlich weniger und blieb stabiler in der Position. Das liegt wahrscheinlich auch viel daran, dass er deutlich niedriger aufgebaut ist als mein Deuter und die Form kompakter gewählt ist. Die Aussentasche für die Ausrüstung brachte mir den erhofften Komfortgewinn. Ich brachte hier mehr unter, als ich vorher dachte. Zu prall gefüllt drückt die Tasche natürlich nach innen und verrringert dort das Volumen. Ich hab hier aber einen guten Mittelweg gefunden.
Durch das dünne Material ist der Korpus nicht sonderlich formstabil. Bepackt man ihn unbedacht, wirkt er auf dem Rücken teilweise recht unsymetrisch, was man weniger beim Tragen, als vielmehr zu Hause auf den Tourfotos bemerkt. Einen Ticken länger könnten die Materialschlaufen am Beckengurt sein. Ich hänge dort gerne meine Trinkflasche mit einem Karabiner ein und musste manches Mal den Beckengurt entlasten um hier wieder Einfädeln zu können.
Fazit: Der Bergans Helium pro 40 ist genau der Rucksack, den ich gesucht hatte. Er trägt sich bei voller Beladung gut und stabil, rutscht kaum herum und hat durchdachte Detaillösungen für die Befestigung der Ausrüstung. Noch eine senkrechte Daisychain auf der Aussentasche und er wäre in meinen Augen perfekt.
2 Antworten
[…] Eine weitere Alternative wäre der Bergans Helium Pro 40, den der Tom von allesnursport.de letztes Jahr getestet hat. […]
[…] Tom von allesnursport.de hat mit seinem Bergans Helium pro 40 schon mehrere harte Touren in den Ost- und Westalpen hinter sich […]