Åland – Perlen in der Ostsee

Die Ålandinseln sind ein Archipel in der Ostsee zwischen Schweden und Finnland, das aus über 6700 Inseln besteht, von denen aber nur 60 bewohnt sind. Durch ihre strategische Lage war Åland immer von großem Interesse für verschiedene Nationen und in der bewegten Geschichte wechselten die Inseln mehrmals den Besitzer. Nach Schweden, Dänemark und Russland gehören sie nun zu Finnland. Allerdings gibt es weitgehenede politische Autonomie, was man sofort merkt, wenn man einreist. Denn obwohl man zu Finnland gehört, ist beispielsweise Schwedisch die einzige offizielle Amtssprache. Gezahlt wird dann aber doch in Euro und nicht in Kronen.

Auf die Inseln kommt man günstig mit der Fähre. Gerade mal 29,- Euro kostete die Überfahrt von Grisslehamn nach Berghamn auf Eckerö mit dem Caddy. Nur Eckerö-Linjen bietet diese Strecke an, die nicht mal zwei Stunden dauert. Alternativ kann man mit anderen Anbietern einreisen, die ab Stockholm oder Kapellskär nach Mariehamn bzw. Langnäs fahren. Diese Strecken dauern aber alle länger und sind auch entsprechend teurer.

90 % der rund 30.000 Bewohner leben auf Fasta Åland, das 70 % der Fläche ausmacht. Bei Fasta Åland handelt es sich um mehrere große Inseln, die nahe zusammenliegen und mit Brücken verbunden sind. Auf die restlichen Inseln kommt man oft mit kostenlosen Kabelfähren. Nur für die größeren Strecken muss gezahlt werden, wobei das mit einem Fahrzeug teilweise sehr teuer werden kann. So hätte mir die einfache Überfahrt von Svinö nach Föglö rund 70 Euro gekostet. Für 6 km ein doch recht stolzer Preis.

Die Landschaft auf Åland

Die beherrschenden Farben sind grün und rot, wenn man mal vom blauen Meer absieht. Das Rot kommt vom Felsgestein, aus dem die Inseln bestehen. Alle Wege und die Erde haben etwas von einem Tennisplatz und selbst die Teerstraßen haben einen roten Schimmer. In einem Archipel ist das Meer logischerweise nie weit weg und man fährt von einer Bucht in die Nächste. Trotzdem gibt es Stellen im Landesinneren (gerade mal 5 km von der Küste entfernt), da könnte man meinen, man ist irgendwo in Småland unterwegs.

In den Dörfern sieht man immer wieder, wie wichtig auf Mittsommer auch auf Åland ist. Die Bäume sind hier traditionell besonders schön geschmückt.

Stell- und Campingplätze auf Åland

Auf den Hauptinseln findet man einige Campingplätze in allen Kategorien. Von einer einfachen Wiese mit Sanitär- und Küchencontainer bis zum Camping-Ressort ist alles dabei. Gelegentlich sind die Plätze ohne Rezeption und man zahlt auf Vertrauensbasis per Umschlag in einem Briefkasten. Da die Währung ja Euro ist, tut man sich da als Deutscher deutlich einfacher als in Schweden. Gemeinsam haben alle Campingplätze, dass man viel Platz hat.

Reine Wohnmobilstellplätze findet man kaum, dafür sind in den diversen Apps zahlreiche Orte zum Freistehen gelistet. Wie in Schweden sind diese regelmäßig an Badeplätzen und oft mit Trockentoiletten ausgestattet. Letztere riechen manchmal etwas, werden aber regelmäßig kontrolliert und mit Papier befüllt. Frei stand ich bei meinem Aufenthalt an zwei Stellen auf Eckerö, einmal auf Lemland und einmal auf Simskäla. Alle Plätze waren sauber und meist war ich allein.

Nach einem Tag Dauerregen steuerte ich einen Campingplatz östlich von Eckerö an, wo ich so viel Mücken hatte, wie im restlichen Urlaub in Summe. Absolutes Highlight war der Stellplatz am Gästehafen von Hamnsundet im Norden von Saltvik. Für 25 Euro bekam man zum Stellplatz Strom, Waschmaschine und einen nagelneuen Sanitärbereich mit kostenloser Saunabenutzung.

Von hier habe ich auch einen Lauf auf den höchsten Gipfel gemacht. Der Orrdalsklint ist 129 Meter hoch und bietet von seinem Aussichtsturm einen wunderbaren Rundumblick.

Radfahren auf Åland

Åland hat ein gut ausgeschildertes Netz an Radwegen. Wo diese einer der vier Hauptstraßen folgen, gibt es durchgehend einen abgetrennten und gut ausgebauten Radweg. Auf den kleineren Straßen teilt man sich diese mit den Autos, doch ist auf den Inseln wenig Verkehr. Wie in allen nordischen Ländern wird immer Rücksicht genommen. Ich hatte das Gravelbike dabei. Doch im Gegensatz zu Schweden gibt es hier kaum Schotterstraßen. Fast alle Straßen sind asphaltiert und haben durchgängig eine sehr gute Oberfläche. Plant man als Radfahrer hier seinen Jahresurlaub, ist das Rennrad somit die erste Wahl. An vielen Stellen bekommt man die kostenlose Touristen- und Fahrradkarte. Als Bikepacker kommt man mit den kostenpflichtigen Fähren günstig von einer Insel zur anderen. So kann man von Schweden kommend von einer Insel zur nächsten hüpfen, bis man irgendwann in Turku landet.

Wandern auf Åland
Es gibt 34 ausgeschilderte Naturpfade bis zu 8 km oder Wanderwege bis 60 km. Diese bieten sehr viel Abwechslung und führen durch die Natur oder historische Orte. Für jeden dieser Wege kann man vor Ort entweder per QR-Code die Karte laden oder findet sie in gedruckter Form vor. Ich bin mehrere Naturpfade gegangen und zwei haben es mir davon besonders angetan:

Grottstigen: Auf einer Länge von 4,7 km geht es vom Ausflugslokal Soltuna bei Geta nach Norden zum Meer. Gleich am Start kann man sich vom Aussichtsturm eine Überblick verschaffen, bevor es kurz danach auf ein riesiges Feld mit Steinmännchen und weiter über einen Platz für Discgolf geht, einer Sportart, die auf Åland sehr beliebt ist. Nun wird man ständig von beeindruckenden Felsformationen begleitet, die auch viele Boulderer anziehen. Nach einem schönen Blick auf die Bucht von Djupvik geht es wieder zurück. An ein paar Stellen muss man die Hände zu Hilfe nehmen, doch im Ganzen ist die Runde nicht schwer zu gehen.

Träsket: Auch dieser Weg ist mit 3,8 km recht kurz. Von einem kleinen Parkplatz nördlich von Käringsund geht es über schmale Waldpfade und Holzstege durch einen abwechslungsreichen Wald und ein Feuchtgebiet. Unterwegs kann man an zwei Rastplätzen eine Pause einlegen. Wer gerne Heidelbeeren (Blåbär) mag, der sollte eine Schüssel mit auf die Runde nehmen. Überall gibt es davon reichlich und an ein paar Stellen sind sie fast so groß, wie die aus den Zuchtkulturen.

Sehenswürdigkeiten auf Åland

Mariehamn: Die einzige Stadt hat eine kleine Fußgängerzone mit einigen schönen Geschäften, durch die man bummeln kann oder Cafés, die zur Einkehr einladen. Verlässt man die Innenstadt nach Osten, kommt man zum Sjökvarteret – dem Seeviertel. Hier gibt es schöne alte Boote und Geschäfte von Kunsthandwerkern zu sehen. Im großen Bogen geht man nach Westen und landet früher oder später an der Pommern. Sie gilt als einzige, vollständig im Originalzustand erhaltene Viermastbark. Ein Besuch des Windjammers, sowie des angeschlossenen Schifffahrtsmuseum ist Pflicht.

Schloss Kastelholm mit Freilichtmuseum Jan Karlsgården: Während das Schloss Eintritt kostet, ist das Museum kostenlos und die Häuser sind alle in einem guten Zustand und sehr schön anzusehen. Geboten wird alles, was Åland in der Vergangenheit genutzt wurde. So gibt es Windmühlen oder alte Fischerhütten. An das Restaurant ist eine Destillerie angegliedert, durch die Führugnen angeboten werden.

Bomarsund: An der Meerenge nach Prästo hatten die Russen während ihrer Besatzungszeit ein Festung aufgebaut, die 1854 von den Franzosen zerstört wurde. Im weitläufigen Festungsgelände und durch die Ruinen kann man schön spazieren. Im neu erbauten Besucherzentrum bekommt man viel Hintergrundwissen.

Käringsund: Bei einem Besuch im idyllischen Fischerdorf kann man zwischen Reihen von Bootshäusern spazieren. Dazu gibt es ein Jagd- und Fischereimuseum. Mit Kindern bietet eine Safari durch den Wildpark oder der Indoorspielplatz an. Rundum ist der Ort aber sehr touristisch geprägt.

Einkaufen auf Åland

Das allgemeine Preisgefüge dürfte etwas höher als in Deutschland sein. Was auffällt, ist der Unterschied zwischen einheimischen Produkten und denen aus Finnland. Da gibt es teils erhebliche Differenzen – aber in beide Richtungen. Dass alkoholische Getränke in allen nordischen Ländern teils sehr teuer sind, weiß man. Was mich aber hier überrascht hat, waren die hohen Preise für alkoholfreie Getränke. So kostet ein Liter Cola oder Limo schnell mal 3 Euro. Reist man mit dem Fahrzeug wieder zurück Schweden, tankt man auf Åland nochmal voll. Diesel ist gut 30 Cent günstiger als auf dem Festland. Bei den Öffnungszeiten gibt es teils große Unterschiede. Während die großen Supermärkte in Mariehamn bis 22 Uhr offen haben, schließen die kleinen Geschäfte ausserhalb meist um 18 Uhr, sind aber oft noch sehr ursprünglich und haben ihren Charme.

Typische Souveniers gibt es kaum. Es gibt viel Chinamüll, wie man ihn baugleich mit anderem Druck auch in Prag, Stockholm oder Regensburg bekommt. In den Handwerksläden bekommt man viele schöne Dinge, aber nichts wirklich typisches, was man sofort in Verbindung bringt. Ein schönes Mitbringsel sind aber die Åland-Tafeln der Mercedes Chocolaterie. Die werden auf Lemland produziert, wo es auch einen Werksverkauf gibt. Man bekommt sie aber auch überall in vielen Supermärkten und im Bordshop der Fähren.

Fazit: Das dritte Jahr in Folge ging es in den Norden. Das Wetter war heuer mit Abstand am schlechtesten. Auf Åland hatte ich nur einen Tag, wo es ganztägig warm und sonnig war. Einen Abend / eine Nacht hatte es Sturm, die restliche Zeit wechselten sich schönes Wetter und Regen ab. Letzteres in allen Variationen von Niesel bis Wolkenbruch.

Wer die Ruhe in Schweden schätzt, der wird sich auf den Åland-Inseln auch wohl fühlen. Ursprünglich dachte ich, bei einem kurzen Abstecher sehe ich alles, aber die Inseln haben sehr viel mehr zu bieten. Man kann hier locker zwei oder drei Wochen verbringen, ohne dass einem langweilig wird.

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4 Antworten

  1. Schrottie sagt:

    Also dem Schild zufolge hättest Du anstelle des Gravelbike besser ein Tandem eingepackt. 🫣

  2. Katja sagt:

    Das ist die Zuckersteuer in Finnland auf Süssgetränke😉 diese Steuer gibt es seit 2011 um den Diabetes einzudämmen. Super Bericht 👍

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