Bericht: Challenge Heilbronn 2019
12 Schwimmeinheiten in 2019 mit kaum mehr Kilometern und ebenso sparsame 420 Laufkilometer standen 5000 km auf dem Rad gegenüber. Die Vorzeichen nach meinem Unfall Mitte Februar waren also durchwachsen. Der Druck auf dem Rad war nach dem Trainingslager zwar da und die Laufform zeigte in den zwei Testwettkämpfen deutlich nach oben. Doch war ich noch immer weit von dem weg, was ich als fit bezeichnen würde. Mein Zeitfahrrad lag seit Norwegen zerlegt im Keller und erst nachdem der Stress vom Pfreimdtaltrail vorbei war, hatte ich die Muse, es wieder in Betrieb zu nehmen. Gerade mal eine Fahrt über 40 km machte ich zwei Tage vor Heilbronn damit. Zu wenig Zeit um sich wieder richtig an Sitzposition und Fahrverhalten zu gewöhnen. Die größte Sorge aber war das Schwimmen. Immerhin war ich im Mai sechsmal im Wasser und im Becken schwomm ich die 2000 Meter zuletzt mit Neo zweimal unter 35 Minuten. Könnte also hinhauen.
Sabine wollte in Heilbronn eigntlich olympisch machen, konnte aber verletzungsbedingt seit Wochen kaum laufen. So fuhr sie einen Tag früher mit dem Rad los, um wenigstens zwei lange Radeinheiten zu machen. Ich startete also allein los, gabelte aber gleich an der Autobahnauffahrt Anhalter Xaver auf – einen Handwerker auf der Walz. Die Fahrt wurde so sehr unterhaltsam.
In Heilbronn dann ordentlich Verkehr ums Veranstaltungsgelände, findet dort doch dieses Jahr die Bundesgartenschau statt. Entsprechend waren die Straßen voll. Für die Abholung der Startunterlagen hatte ich einen guten Zeitpunkt erwischt, kurz danach war eine lange Schlange an der Ausgabe. Beim anschließenden Rad-Checkin wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie lang die Wechselzone heuer sein würde. Ein langer Schlauch über 800 Meter zog sich am Neckar entlang. War ja vor zwei Jahren schon viel zu laufen, so würde das nochmal deutlich weiter werden. Mein Rad stand ungefähr in der Mitte, also 400 Meter in Radschuhen, dazu wenig Platz. Ich hoffe mal, das wird nächstes Jahr wieder anders, wenn die BuGa vorbei ist.
Ein wenig schlenderten wir durch die Messe, wo Sebastian Kienle grad ein Interview gab. Sebi sahen wir die zwei Tage recht häufig und egal wann ihn jemand ansprach, er war sich nie zu schade für ein Selfie – Hut ab dafür! Bei einem Kaffee trafen wir dann noch Challengechef Zibi Szlufcik für einen Ratsch. Der hatte zwei Tage zuvor noch (zusammen mit Bora-Profi Andreas Schillinger) einige Strava-KOMs in meiner Homezone pulverisiert.
Nun trudelte endlich auch Dagmar ein, die uns für die Nacht Asyl gewährte, obwohl sie selbst an den Start ging. Zusammen ging es zur Maultaschenparty, deren Essensqualität man lieber gleich wieder vergessen möchte. Die Wettkampfbesprechung brachte auch wenig Erhellendes und so fuhren wir zu Dagmar und belegten uns zwei Bleche Pizza 🙂
Am Morgen war dann erstmal alles recht entspannt. Dank des nahen Parkhauses waren die Fußwege relativ kurz. Luft aufpumpen, Schuhe, Helm und sicherheitshalber noch wärmere Radklamotten in die Box. Beherrschendes Thema war überall die lange und enge Wechselzone.
Schön langsam ging es in Richtung Schwimmstart. Leider hatte ich bei der Anmeldung nicht geschnallt, dass es seit letztem Jahr in Heilbronn einen Rolling Schwimstart gibt. Vor drei Jahren war ich beim Ironman in Zell am See als Zuschauer dabei und damals beschloss ich sowas eigentlich nicht mitmachen möchte. Nun ja, probieren wir es halt mal aus. Start der Profimänner, Start der Profifrauen. Dann waren wir dran. Eine feste Startzeit gab es ja nicht und so schlenderten alle in Richtung Einstieg. Wettkampf-Feeling kam irgendwie keines auf. Dann rutschte ich mit einer Welle aufs Startpodest und mit einem Sprung ging es los.
Die ersten paar Meter waren wirklich entspannt. Als Hauptargument für einen Rolling Schwimmstart wird ja immer genannt, dass es kein Gehaue am Start gibt. Das war wirklich so. Nach 200 Meter musste ich zum ersten mal überholen. Von hinten kamen auch grad welche und es gab den ersten und einzigen Tritt. 16 Grad hatte das Wasser wohl, frisch, aber ausser Finger und Zehen wurde es nicht wirklich kalt. Mal wieder kam ich nicht richtig in einen vernünftigen Rhythmus. Ständig kamen von hinten schnellere Schwimmer und vor mir tauchten langsamere auf. Das kenne ich vom Massenstart entspannter. Nach grottigen 41:51 Minuten ging ich über die Messmatte und der lange Fußweg in Richtung Radpart startete. 400 Meter barfuß bis zum Rad und dann nochmal 400 Meter in Radschuhen bis zur Linie. Aber eine schlechte Schwimmzeit (Platz 811 von 1092) hat ja immer den Vorteil, dass die Wechselzone schon recht leer ist. So blieb das Gedränge erträglich.
Fünf flache Kilometer zum einrollen, bevor in Klingenberg der erste Hügel kam. Zu wenig für mich, um warm und vor allem locker zu werden. 10 km weiter wurde es dann langsam besser. Wellig gegen den Wind sammelten wir gut Höhenmeter. Die Qualität des Teers wechselte ständig. Wohl fühlte ich mich die ersten beiden Stunden nie. Zwar lief es bergauf recht gut und ich konnte viele Plätze gut machen. Meine Abfahrtsstärken konnte ich aber nicht ausspielen. Die Kombination aus Unsicherheit durch mangelnde Fahrpraxis auf dem Zeitfahrrad, schlechter Straßenbeläge und unübersichtlicher Ortsdurchfahrten bei hoher Geschwindigkeit kosteten mir gefühlt viel Zeit. Dazwischen mussten wir immer wieder über teils sandige Flurbereinigungsstraßen. Auf dieser Strecke hat man eindeutig große Vorteile, wenn man sie vorher ein paarmal abgefahren ist. Einen ordentlichen Verbremser hatte ich bei Kilometer 50 in Mühlbach. Gerade so konnte ich einen Kontakt zum Bordstein noch vermeiden, doch schlotterten nun für ein paar Minuten die Knie. Der Großteil der Höhenmeter war nun geschafft und es folgten 20 km Highspeed auf einer super Hauptstraße. Der Schnitt stieg langsam nach oben und es machte tierisch Spaß. Zwar hatte es immer wieder kurze Rampen, die konnte man aber oft durchdrücken. Nicht selten stand da etwas mit 50+ am Tacho. Kurz vor Heilbronn warteten dann wieder 2 km quer über die Äcker mit wenig Platz und Stau. Noch ein wenig am Neckar entlang und es wartete die Linie. In Summe war ich heute gefühlt nicht schnell sonderlich schnell. Der Schnitt von 32,7 km/h geht aber in Hinblick auf Profil und Zustand der Strecke in Ordnung. Platz 259 auf dem Rad ist aber noch ausbaufähig.
Nochmal 400 Meter in Radschuhen und ab in die Hoka. Nach ein paar ungelenken Schritten fand ich schnell in den Tritt. An der ersten Verpflegung kam ich bei km 2 mit einem Schnitt von 4:10 an. Vielleicht doch ein wenig schnell, also lieber etwas rausnehmen. Das Ganze pendelte sich dann bei 4:25 ein und an den VPs blieb ich meist kurz stehen. Hinter mir dann ein klingelndes Fahrrad. Der Führungsradler der Frauen hatte Daniela Sämmler Bleymehl im Schlepptau. 500 Meter lief ich mit, doch Daniela war kurz vorm Ziel und zog nochmal an – da ließ ich doch lieber abreissen. Die neue Laufstrecke kommt ohne die Anstiege auf die Brücken aus und pendelt nun auf einer Seite des Neckars. Dadurch wurde es auch hier immer wieder eng, wenn beim Überholen Läufer entgegen kamen.
Anfang der dritten und letzten Runde wurde ich minimal langsamer, aber ich hielt das Tempo konstant hoch. Trotz Pausen an den Verpflegungsstellen war kein Kilometer über 5 Minuten. Die letzten fünf Kilometer fand ich eine Laufpartnerin und wir pushten uns gegenseitig über die letzten Kilometer. Für den Halbmarathon brauchte ich dann 1:35:30 (Platz 224), was ich nie erwartet hätte. Während des Laufs hatte ich immer wieder im Kopf, dass ich hier vor zwei Jahren auf Platz 7 in meiner AK war und hoffte, dass es auch diesmal für einen Platz in den Top 10 reichen würde. Der Blick auf die Ergebnisliste war später aber doch ernüchternd. Mit meinen 5:06:47 landete ich gerade mal auf Platz 43 in der AK. In der Gesamtwertung reichte es mit Platz 316 wenigstens noch für das erste Drittel.
Fazit: Mir ist ein zufriedenstellender Saisonstart geglückt. In Hinblick auf meine Verletzungspause kann ich zufrieden sein. Rolling Swimstart muss ich nicht mehr haben. Zwar ist der Start sicherlich entspannter, aber dafür wird es danach umso unruhiger. Und dem Rennfeeling ist er sehr abträglich.