Bericht: Hochtour Überschreitung der Ötztaler Wildspitze (3768 m)

Nach unserem wetterbedingten Scheitern am Piz Bernina und der folgenden Überschreitung des Ortlers war in unserer Bergwoche noch Zeit für eine weitere Unternehmung. Und da der Ortler ja der höchste Berg Südtirols und die Fahrstrecke nicht weit ist, lag es nahe, auch gleich den höchsten Berg Tirols in Angriff zu nehmen. So ging es an unserem Ruhetag nach dem Ortler mit dem Auto übers Timmelsjoch nach Vent. Unterwegs deckten Elmar und ich uns noch mit allen nötigen Infos ein, denn wir wollten die Ötztaler Wildspitze nicht auf dem Normalweg gehen, sondern als Überschreitung von Süden her. In Vent angekommen entdeckten wir erstmal den neuen Parkautomat am Wanderparkplatz, der vier Wochen vorher noch nicht da war. Fünf Euro pro Tag kostet das Parken nun.

Ötztaler Wildspitze Ötztaler Wildspitze

Knapp zwei Stunden später waren wir dann auch schon auf der Breslauer Hütte (2844 m) angekommen. Genau die richtige Entfernung um die müden Beine ein wenig zu lockern. In der relativ großen Hütte hat es uns sehr gut gefallen. Nach unseren eher durchwachsenen Erfahrungen auf der Hintergrathütte, fühlten wir uns hier sofort wohl. Trotzdem verschwanden wir schon vor der Hüttenruhe in unserem Lager, wollten wir doch früh raus. Pünktlich um 5:00 Uhr öffneten sich die Türen zum Frühstücksbuffet und gut gestärkt brachen wir um 5:45 Uhr auf. Bereits 45 min später standen wir auf dem Urkundkolm (3134 m). Weiter ging es zur Ötztaler Urkund (3556 m), wo ich mich leicht verstieg und mich plötzlich im IIIer Gelände wiederfand. 50 Meter unter dem Gipfel blitzten uns dann auf einmal nagelneue Bohrhaken entgegen, die wir aber nicht in Anspruch nahmen.

Ötztaler Urkund Wildspitze

Nach einer kurzen Rast am Gipfel folgten wir dem Grat weiter nach Norden und freuten uns über die gut eingebohrte Route. Nur einmal nahmen wir diese aber zu Hilfe. Das Gelände ist dort doch sehr leicht. Der Fels hörte nun auf und ein langes Firnstück begann. Die Strecke war laut Gipfelbuch seit einer Woche niemand mehr gegangen und auch heute waren wir die Einzigen hier. So mussten wir einen neuen Weg spuren, was bei dem Traumwetter und der guten Fernsicht aber doch Freude bereitete. Kurz vor dem Einstieg in die Südwand der Wildspitze legten wir eine Pause ein und stellten fest, dass wir gut in der Zeit lagen. Drei Stunden waren wir unterwegs und in 90 Minuten sollte es doch auf den Gipfel zu schaffen sein.

Wildspitze Ötztaler UrkundWildspitze WildspitzeWildspitze Wildspitze

Doch als wir die die letzten Meter im Schnee hinter uns hatten, stellten wir schnell fest, dass hier alles recht brüchig war, es keine Möglichkeit zur Sicherung gab und jeder Schritt wohl überlegt sein wollte. Wir überkletterten zwei Felsbänder frei und ca. 50 Meter höher fanden wir dann endlich einen kleinen Riss, wo ein Keil hielt und daneben eine kleine 10 cm Felsnase um eine Schlinge zu legen. Ein anständiger Stand schaut zwar anders aus, aber nach 30 Minuten ungesicherter Kletterei im brüchigen im IIIer Gelände war hier wenigstens eine kurze Verschaufpause möglich. Noch immer rätselnd, ob wir zu weit rechts oder doch zu weit links wären, stieg Elmar dann vor und als er dann 25 Meter höher einen Seilstand entdeckte, beruhigte mich das schon ungemein. Leider sollte es bei dieser einzigen Versicherung bleiben. Doch wurde nun der Fels ein wenig fester und es gab nun auch genug Möglichkeiten, den Vorstieg vernünftig zu sichern. Peu a peu ging es weiter und pünktlich um 12 Uhr waren wir dann endlich am Gipfel, wo wir auf jede Menge Menschen trafen. Da mittlerweile eine dicke Wolkendecke aufgezogen war, entfiel die Fernsicht leider total. So reihten wir uns in den Abstieg über den Normalweg ein. Was wir nun alles erleben durften, ist wohl das, was man an solchen Modebergen erleben muss und ich erspare mir Details. Aber es gibt eben viele „Alpinisten“, die vielleicht auf Wanderbergen besser aufgehoben wären als im Hochgebirge.

Wildspitze WildspitzeWildspitze Wildspitze

Über den Taschachferner stiegen wir zum Mitterkarjoch ab und dann über eine kleine Klettersteigpassage auf ein Schneefeld, das wohl der Rest des Vernagtferners an dieser Stelle sein muß. Dann noch 30 min über Schotter und schon waren wir wieder an der Breslauer Hütte.

Fazit: Bis zum Einstieg in die Südwand war es eine wunderschöne Tour. Aufgrund der Brüchigkeit kann ich aber von einer Wiederholung nur abraten. Auf der Breslauer Hütte habe ich dann auch erfahren, dass diese Variante deswegen auch kaum noch gemacht wird. Haken werden auch keine mehr gebohrt, weil sie einfach nicht lange halten. Mir erscheint es hier sinnvoller vom Schneegrat nach rechts auf den Rofenkarferner abzusteigen und dann über den Nordostgrat auf die Wildspitze zu gehen.

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2 Antworten

  1. Philipp sagt:

    Habt ihr eventuell Bilder aus dem letzten Anstieg vom Firnsattel bis zum Wildspitzhauptgipfel? Habe die Wildspitze bisher 4 Mal bestiegen und dieses Jahr würde ich gerne den Urkund überschreiten. Ich will aber nicht den Umweg über den Nordostgrat gehen, sondern direkte Linie zum Wildspitzsüdgipfel. MfG Philipp

    • Tom sagt:

      Dass die Tour nicht mehr in den Führern erwähnt wird, hat seinen berechtigeten Grund. Die Südwand zu durchsteigen macht keinen Spaß und ist auch nicht ungefährlich. Weiche lieber über den Nordostgrat aus. Der hat damals schon viel schöner ausgesehen.

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