Bericht: Skitour Bishorn (4153 m)
Für ein verlängertes Wochenende sollte es im bewährten Team ins Wallis und dort aufs Bishorn gehen. Als Stützpunkt hatten wir uns die Turtmannhütte (2519 m) ausgesucht. Diese Hütte ist zwar nicht der ideale Ausgangspunkt für das Bishorn, der wäre nämlich die Tracuithütte auf 3256 m, jedoch hat man von der Turtmannhütte noch Alternativmöglichkeiten wir Barrhorn (3610 m) oder Brunegghorn (3833 m).
So fuhren wir Mittwoch Mittag los und kamen gegen 20 Uhr in Sierre an, wo wir in einem B&B reserviert hatten. Am nächsten Tag dann weiter nach Saint-Luc, wo wir erstmal eine ganze Weile die Gondelstation suchten. Mit Liftunterstützung ging es dann hinauf zum Bella Tola auf 3025 m, wo wir nach einer kurzen Abfahrt die Piste hinter uns ließen und die ersten Schwünge ins Gelände setzten. Die Orientierung fiel relativ leicht, da der Winterweg mit dicken Holzstangen mit rotem Kopf markiert ist. Leicht fallend ging es bis 2300 Meter, wo dann der Schnee endete.
Ab jetzt hieß es Ski an den Rucksack und zu Fuß weiter. Nach 200 Meter durch unwegsames Latschengelände fanden wir schließlich auf den Wanderweg und nun ging es auf einem breiten Fahrweg weiter in Richtung Tal. Um nicht die langen Serpentinen auslaufen zu müssen, kürzten wir das letzte Stück über einen Hang ab und querten dann das Wasser an einer flachen Stelle. Nun weiter in Richtung Stausee, wo wir ab 2200 Meter wieder mit Ski laufen konnten. An der Staumauer gab es dann eine kurze Pause bevor wir den See links umrundeten. Nun ging es in einem langen Linksbogen hinauf zur Hütte. Die letzten 100 Höhenmeter fehlte leider wieder der Schnee und erneut mussten wir die Ski tragen, was in dem Blockgelände nicht gerade angenehm war. Fix und fertig erreichten wir schließlich die Turtmannhütte.
Kurze Zeit später gab es auch schon Abendessen und dazu das eine oder andere heiß ersehnte Radler. Die rund 20 Gäste auf der Hütte wurden freundlich und hilfsbreit von der Wirtin aus dem Norden Deutschlands bedient, deren Name mir leider entfallen ist. Nachdem wieder frische Kraft in den Körper eingekehrt war, ging es an die Planung für die nächsten Tage. Der Wetterbericht sagte für die beiden Folgetage vormittags gutes Wetter und Eintrübung ab Mittag. Schnell war beschlossen, dass wir das Bishorn nicht als lange Tagestour von der Turtmannhütte aus machen würden. So sollte es lieber Freitag auf die Tracuit und am Samstag dann zum Gipfel gehen.
Das Wetter am nächsten Morgen zeigte sich wie vorausgesagt. Nach einer erneuten kurzen Tragepassage und ein paar Meter auf Ski erreichten wir das Gässi, einer schmalen und steilen Rinne, die man bei gutem Schnee wohl auch mit Ski gehen kann. Den hatte es heute jedoch nicht und so wanderten die Ski erneut auf den Rücken und wir schnauften die wenigen Höhenmeter hinauf aufs Plateau des Brunegggletscher. Nach einer kurzen Abfahrt zum Turtmanngletscher ging es nun auf der rechten Seite steil hinauf. An dieser windgeschützten Stelle brannte die Sonne auf den Rücken und das Wasser lief nur so runter. Als es oben wieder flacher wurde hielten querten wir den Hang und konnten nun auch das Seil wieder auf den Rucksack packen. Bis zur Cabane de Tracuit auf 3256m waren es nun nur noch ein paar Meter. Der verblechte Neubau glänzte schon von Weitem in den Sonnenstrahlen, die sich noch zwischen den nun schnell aufziehenden Wolken durchmogelten.
Im Inneren der Hütte merkte man gleich, dass sich da ein Architekt ausspielen durfte. Funktionell, schlicht und sehr mordern. Im Aufenthaltsraum große Panoramafenster, durch die wir nun den Schneeflocken zusehen konnten. Alles schön anzuschauen, dafür nicht an allen Stellen recht bequem. Holzhocker ohne Rückenlehne und Polster sind nicht jedermanns Sache. Richtig unangenehm aber war die Damencrew, die die Hütte führt. Freundlichkeit ist wohl eher ein Fremdwort, schroffe Anweisungen eher das Metier. Bei rund 20 Gästen auf fünf Angestellten sollte vielleicht auch mal Zeit für ein wenig Smalltalk bleiben, doch den Gästen wich man eher aus und wenn es nicht unbedingt sein musste, dann versteckten sich die Damen lieber in der Küche. Dienst nach Vorschrift, mehr durften wir wohl nicht erwarten.
Den Nachmittag nutzen wir noch zu ein paar Spaltenbergungsübungen an loser Rolle, was bei Schneefall und Wind dann doch bald recht kalt wurde. Pünktlich um 18:30 Uhr gab es Abendessen und aus bereits genannten Gründen verzogen wir uns recht bald ins Lager. Frühstück dann um 5:30 Uhr. Einen Teil der Ausrüstung deponierten wir dann im Skiraum um den Rucksack ein wenig für den Gipfelsturm zu erleichtern. In beiden Tourenbeschreibungen, die wir hatten war die Rede davon, dass man bis zum Gipfel auf Skiern gehen könne, was uns dazu verleitete, die Steigeisen zurückzulassen. Ein Fehler, wie sich später herausstellte. Über den Turtmanngletscher ging es nun stetig aber wenig steil bergauf. Über Nacht hatte es 10 Zentimeter geschneit, von den Wolken war aber nichts mehr zu sehen. Die letzten Sterne schauten noch vom Himmel und die Sonne kam langsam über die Berge. Immer wieder taten sich neue wunderbare Aussichten auf. War es anfangs noch schattig, so veränderte sich die Stimmung durch die aufsteigende Sonne ständig. Kurz unter dem Gipfel erreichten wir dann ein kleines Plateau, wo wir ernüchtert feststellten, dass es die letzten Meter auf einer steilen Flanke nach oben ging, die total vereist war. Wir verfluchten die Angaben im Führer und unsere eigene Dummheit.
Mario war es dann, der mit zwei Pickel nach oben ging und uns ein Fixseil legte, genügend Eisschrauben hatten wir ja dabei. Am Gipfel wartete ein wunderschöner Rundumblick auf uns. Direkt vor uns lag das Weißhorn mit seiner beeindruckenden Flanke. Nach ein paar Minuten in der Sonne ging es dann wieder nach unten. Mario als letzter musste dann wieder die Sicherungen ausbauen, während wir ihn von unten sicherten. Auf dem Plateau gab es dann eine Brotzeit, die von einer schönen Abfahrt zur Tracuit gefolgt wurde. Der frische Pulverschnee machte reichlich Spaß. An der Hütte holten wir unsere Ausrüstung und normalerweise hätte wir wohl noch einen Einkehrschwung gemacht, doch sparten wir uns diesen aufgrund der Erfahrungen des Vortags.
So ging es gleich weiter, zuerst steil hinab, dann flach entlang des Bachs. Gelegentlich mussten wir schieben, was hauptsächlich an der weichen Schneedecke lag. Soweit es ging fuhren wir auf Ski ab und folgten dabei meist dem Sommerweg. Immer öfter mussten wir nun die Ski tragen, doch nutzten wir immer wieder Lawinenreste und Schattenstellen um so viel wie möglich abzufahren. 200 Meter über Zinal ging dann aber nichts mehr und so folgten wir dem Wanderweg zu Fuß und erreichten gegen 13 Uhr Zinal. Schnell war der Entschluss gefasst, die Heimreise anzutreten, denn es drohten die ersten dunklen Wolken. Per Autostop ging es für Elmar und Mario zum Auto, während der Rest noch ein wenig in der Sonne sitzen durften. Und der Wetterbericht sollte recht behalten, kaum waren wir auf der Autobahn, fing es an zu regnen und hörte bis München nicht mehr auf.