Bericht: Skitour Haute Route Teil 2
So schön das Wetter am Vortag war, so ernüchternd war der Blick aus dem Fenster am Morgen. Zugezogener Himmel und einzelne Flocken fielen aus dem selbigen. Der Blick nach Süden ließ aber Hoffnung auf Sonne aufkommen. Die Wetterberichte waren sich nicht ganz einig. Von Sonne bis Schnee war alles dabei. Einig waren sich aber alle, dass es ab morgen schönes Wetter für die nächsten Tage geben sollte. Also ging es nach dem Frühstück gleich los und zunächst teilten wir uns einen Wanderweg mit Spaziergängern. Wir durchquerten den Ortskern von Bourg Saint Pierre, der ein fast einer Geisterstadt glich. Dann als wir ins Valsorey-Tal einbogen, fing es richtig an zu schneien.
Nach einer Stunde überquerten wir zwei Kegel von Lawinen, die wohl die Vortage abgegangen waren. Warum im Führer etwas von lawinensicheren Verhältnissen für diese Passage stand, war jetzt auch geklärt. Immer dichter wurde das Schneetreiben und mittlerweile lagen 10 cm Neuschnee in der Spur – die Sicht war nur noch so um die 50 Meter. Nach rund drei Stunden, 650 Hm und kurzer Beratung war klar, wir drehen um. Die letzten 800 Meter hinauf zur Cabane de Valsorey auf 3030 Meter gehen durch stark lawinengefährdetes Gelände, das wir bei der schlechten Sicht nicht einmal einsehen konnten. Dazu würden wir am nächsten Tag die Schlüsselstelle hinauf zum Plateau du Couloir passieren müssen, was selbst dann unmöglich wäre, wenn das Wetter schlagartig besser würde. So fuhren wir wieder ab nach Bourg Saint Pierre und hatten selbst hier Probleme unsere Aufstiegsspur zu finden.
Beim Mittagessen bestätigte uns der Wirt die Wetterprognosen der verschiedenen Dienste. Ab dem nächsten Tag Sonnenschein und stabiles Wetter für den Rest der Woche. So war dann recht schnell ein Alternativplan ausgearbeitet. Statt der klassischen Haute Route würden wir nun der „Verbier-Route“ folgen. Doch heute sollte es erst nochmal zurück nach Chamonix gehen. Mit dem Anruftaxi ging das recht flott, doch dieser Service kostete auch stolze 300 CHF für die ganze Mannschaft. Zurück in Chamonix luden wir dann die alternativen GPS-Tracks aufs Gerät und stürzten uns dann noch ein wenig ins Nachtleben. Immerhin war ja Rosenmontag und der nächste Tag sollte relativ entspannt verlaufen.
Verbier – Cabane de Prafleuri
Am Morgen dann wirklich Sonne und so versorgten wir uns noch schnell mit ein paar Kleinigkeiten, die uns die beiden ersten Tage abgegangen waren. Gegen Mittag beluden wir die Autos um nach Verbier zu fahren. Unsere Fahrzeuge stellten wir am Dauerparkplatz in La Châble ab und gingen die paar Meter zur Talstation. Für 36 CHF ging es dann hinauf zur Station Les Attelas. Leider hatte es nun wieder zugezogen und allmählich fing es an zu dämmern. Im Cabane du Mont Fort hatten wir telefonisch ein Zimmer reserviert, doch bevor wir dort einziehen konnten, mussten wir bei null Sicht noch 250 Meter auf der Piste abfahren. Natürlich verpassten wir den Abzweig zur Hütte und so ging es die letzten Meter nochmal mit Fellen und dem GPS in der Hand bergauf.
Infos Cabane du Mont Fort (2457 m)
Berghütte im Skigebiet, erreichbar über die Bergstation Les Attelas, Skifahrer als Tagesgäste, 15 Zimmer mit 58 Schlafplätzen, Dusche und Toiletten, alles sauber und gut gepflegt. Ski- und Trockenraum vorhanden. Urige Stube, gutes Essen, einfaches Frühstück. Kein Winterraum, da ganzjährig geöffnet. Reservierung empfehlenswert.
Kosten: 32 CHF
Auf der Hütte war nur noch eine Gruppe Engländer und so wurde es ein ruhiger Hüttenabend. Nach einem einfachen Frühstück waren wir eigentlich bald alle abmarschbereit. Wir schauten noch einem Heli zu, der ein paar Meter weiter zwei Skifahrer ans Seil nahm, als Konstantin Alarm schlug. Der Kunststoffkörper des hinteren Bindungsteils seiner Dynafit TLT Speed Radical war einfach in zwei Teile zerbrochen. Das sind wohl die Widrigkeiten, die man von solchen Leichtbauteilen nach knapp zwei Jahren Nutzung erwarten muss. Da mit dieser Bindung nichts mehr zu wollen war musste er also hinab ins Tal. Wir teilten uns daher auf. Eine Dreiergruppe ging voraus und spurte, Alex und Fabi warteten auf Konstantin, während dieser von einer freundlichen Pistenpatrouille zur Mittelstation gefahren wurde und sich dann im Tal Ersatzski auslieh.
Noch in Sichtweite der Piste ging es hinauf zum Col de la Chaux (2940 m), wo ein älterer Herr zu uns auflief. Mit tiefer und verrauchter Stimme erklärte er uns, dass er hinauf zum nahen Bec des Rosses gehen würde um aufzupassen, dass da kein Freerider runterfahren würde. Schließlich sei hier ja in zwei Wochen Freeride Worldtour und keiner sollte da vorher heimlich trainieren. Wir fuhren dann ab zum Lac du Mont Fort, wo wir wieder auffellen mussten, bevor es zum Col de Momin (3015 m) und dann weiter über weite Hänge hinauf zum Rosablanche (3336 m) ging. Am Gipfel angelangt kosteten wir lange das grandiose Panorama aus und so hatte Gruppe 2 dann auch die Gelegenheit wieder zu uns aufzulaufen.
Wieder vereint konnten wir nun die lange Abfahrt zur Cabane de Prafleuri unter die Ski nehmen. Herrlichster Pulverschnee belohnte uns für den langen Aufstieg des Vormittags. Am Ende waren wir uns dann ein wenig uneinig, welchen Weg wir nehmen sollten, hielten uns dann aber an den GPS-Track. Auf der Hütte erfuhren wir dann, dass man die Unterkunft bei ausreichend Schnee direkt anfahren kann und man sich so die 30 Höhenmeter Hüttenaufstieg sparen kann.
Infos Cabane de Prafleuri (2657 m)
Die ganze alte Hütte (Neubau nebenan) steht als Winterraum zur Verfügung. Drei Schlafräume mit ca. 30 Betten. Sehr viele Decken vorhanden. Begrenzt hat es alte Hausschuhe. Es gibt einen Holzherd mit zahlreichen Töpfen in der Küche, der gut heizt. Mit Vorhängen sind der Aufenthalts- und ein Schlafraum abgegrenzt. Holz war ausreichend vorhanden, doch sind die Räume groß und schlecht isoliert. Richtig warm wurde es daher nicht. Es gibt elektrisches Licht in diesen drei Räumen. Die Toilette ist im Freien und man braucht Skistiefel um dort hinzukommen.
Kosten: 18 CHF, zahlbar in eine Blechbox oder per Überweisung
Cabane de Prafleuri – Cabane des Dix
Nach einer eher kalten Nacht ging es nach dem obligatorischen Travellunch früh hinauf zum Col de Roux (2804 m). Die 150 Höhenmeter waren genau das Richtige zum Aufwärmen. Oben erwarte uns dann auch die Morgensonne. Die ersten Meter fuhren wir dann auf einer stabilen Harschdecke ab, bevor wir dann versuchten, so viel Strecke wie möglich hinab zum Lac des Dix (2390 m) zu machen. Irgendwann war dann auffellen angesagt und es ging in wunderbarer Sonne entlang des Stausee nach Süden. Am Darrey-Bach tauchten wir dann in den Schatten ein und sofort war es 10 Grad kälter. André konnte an diesem Nordhang nicht der Versuchung widerstehen und stieg einige Meter auf, um in den jungfräulichen Pulverschnee eine Spur hinab zum See zu ziehen.
Der Rest der Mannschaft folgte der Spur hinauf zum Pass du Chat, die uns dankenswerterweise zwei Belgier gezogen hatten. Nach einer Weile warteten diese dann aber auf uns, denn sie waren sich nicht recht sicher, wie der Weg weiterging. Unser Track zeigte eher genau nach Süden, doch wir entschieden uns ein wenig nach Westen abzubiegen und erhofften uns dann vom Tête Noire (2981 m) zur Cabane des Dix abfahren zu können. Doch außer 200 Hm mehr als auf der normalen Route hatten wir wenig zusätzlichen Spaß. Wir mussten einen langen Hang queren, der uns lawinentechnisch nicht ganz geheuer war. Hier hieß es also sehr große Abstände zu halten. Immerhin war die Aussicht auf die Hütte dann wunderschön. Die letzten paar Meter zur Hütte blieb uns ein erneutes Auffellen doch nicht erspart. Als Ganzes gesehen hätte der Normalweg wohl doch mehr Sinn gemacht. Ist man zeitig dran, kann man noch eine Ausflug zum nahen La Luette (3548 m) machen. Aufgrund unseres etwas abenteuerlichen Hüttenzustieges ersparten wir uns aber diese Extrameter.
Doppeltes Glück für uns dann auf der Hütte. Die Wirte waren gerade angekommen und machten die Räume bereit für die Saison, was Freibier und ein eigenes Sechserlager (mit Toilette im Haus) für uns bedeutete. Dazu noch zwei Stunden relaxen in der Sonne – was will man mehr? Nur zum Kochen mussten wir uns abends zu den anderen in den vollen Winterraum gesellen, was man dort aber gerne in Kauf nahm, brachten wir doch noch ein paar Flaschen Helles mit.
Infos Cabane des Dix (2928 m)
Neue Hütte, bzw. 2008 komplett renoviert. Eng gehaltener Winterraum mit 16 Plätzen, Ofen mit ausreichend Holz vorhanden. Raum ist gut heizbar. Toilette im Freien und gleich ums Eck. Schöner gemütlicher Winterraum, wenn es voll ist, wird es aber ein wenig eng.
Kosten: 25 CHF, zahlbar in eine Blechbox oder per Überweisung
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