Bericht: Skitour Monte Vettore
Gastbeitrag von Elmar
Wer hier mitliest, der kennt Elmar schon als meinen Bergpartner aus einigen Berichten. Für die zweite Woche unseres Trainingsaufenthalts in Italien (Bericht folgt) stieß er zu unserer Trainingsgruppe und hat zusammen mit Irmi die Gelegenheit genutzt, einen Skitourentag im nahen Nationalpark Monti Sibillini einzulegen.
Irmi und ich waren dieses Jahr auch mit am Start, als es für Sabine, Tom und die anderen nach Montalto ins Trainingslager ging. Der Bus war rappelvoll, weil wir erst in Arco klettern und am Ende der Woche in Morteratsch eine Skitour gehen wollten. Nach einem kleinen Unfall in der „Katia Monte“ am Monte Collodri stand dann zunächst für mich einmal alles in Frage, da nicht klar war, was mit meinem lädierten Arm gehen würde. Radfahren und laufen gingen dann aber ganz gut. Die Skitour auf den Piz Palü sagten wir jedoch ab. Zum einen waren die Wetter und Lawinenverhältnisse nicht ganz optimal. Der Hauptgrund war jedoch mein verletzter Arm, mit dem ich im Falle eines Spaltensturzes auf dem Gletscher niemanden eine Hilfe gewesen wäre. Von unserem Ferienhaus aus hatten wir jedoch die ganze Zeit über einen perfekten Ausblick auf die Monti Sibillini.
Da es dort im Winter über zwei Meter geschneit hatte und auch während unserer Trainingswoche aufgrund der geringen Temperaturen noch der eine oder andere Zentimeter hinzugekommen war, lachten diese schneeweiß zu uns herüber. Also reifte langsam aber sicher der Entschluss, dort eine Skitour zu machen. Aufgrund der Informationen aus dem spärlich vorhandenen Kartenmaterial bot sich der Monte Vettore mit 2476m an. Im Internet fanden wir dann auch noch einen Tourenbericht von 2009, in dem im April gute Verhältnisse beschrieben wurden. Am Freitag brachen wir dann Richtung Montemonaco auf, um das Abenteuer anzugehen. Im Gepäck hatten wir neben unserem Skitourenequipment auch die Mountainbikes, da wir nicht wussten, wie weit wir von Rocca aus mit dem Auto ins Tal würden fahren können. Glücklicherweise war die Straße bis Foce (ca. 900m) am Talschluss frei. Dort packten wir dann unsere Rucksäcke und bestiegen die Bikes.
Schon nach einer kurzen Fahrt versperrten uns die Reste einer gewaltigen Lawine aus dem Winter den Weg. Baumstämme waren geknickt und wie Mikadostäbchen über den Weg verteilt worden. Mühsam trugen wir Ski und Rad über den Schuttberg. Das selbe Bild sollte sich uns noch zweimal zeigen. Schließlich konnten wir noch gute zwei Kilometer bergauf fahren, bevor wir die Räder abstellen mussten. Am Bikedepot gab es dann auch schon die ersten zwei Zentimeter Pulverschnee und wir begannen daran zu zweifeln, ob wir die Ski brauchen würden. Weiter ging es auf einem mehr oder weniger verschneiten und verschütteten Pfad bergauf in Richtung der ersten Hochebene. Der Aufstieg mit den schweren Rucksäcken war dann doch recht anstrengend und an machen Stellen nicht ganz ungefährlich.
Am Ende der Steilstufe angekommen bot sich uns dann ein gigantisches Bild einer verschneiten Hochebene umrahmt von schroffen Felswänden. Zunächst machten wir eine kurze Pause, um etwas zu essen. Anschließend deponierten wir unsere Fahrradschuhe, mit denen wir bisher marschiert waren und stiegen auf die Skistiefel um. Verhalten optimistisch schnallten wir auch gleich die Ski an und brauchten diese dann tatsächlich ab der Höhe von 1450m nicht mehr auszuziehen. Wir konnten den gesamten restlichen Weg mit ihnen zurücklegen.
Gemütlich zog sich unsere Aufstiegsspur in Richtung des Lago Pilati dahin. Über dem See befand sich noch eine Steilstufe, die es zu überwinden galt, um den Gipfelhang zu erreichen. Aufgrund der dort schlechten Verhältnisse mussten wir jedoch an dieser Stelle abbrechen und uns einen „Plan B“ ausdenken. Daher fuhren wir zum See ab und beschlossen in das Kar gegenüber des angestrebten Gipfels aufzusteigen, da sich dort ein rassiger Hang ohne Befahrungsspuren befand. Wir reihten im 35 bis 40 Grand steilen Gelände Spitzkehre an Spitzkehre, bis wir schließlich auf einer Höhe von 2300m wegen der immer schlechter werdenden Schneeauflage beschlossen, abzufellen und den Rückweg anzutreten. Das Kar war im oberen Bereich anspruchsvoll zu befahren, nach unten hin wurden die Verhältnisse jedoch immer besser. In den flacheren Passagen unterhalb des Sees konnten wir gar genussvoll im fünf bis zehn Zentimeter tiefen „Powder“ schwingen. Schließlich erreichten wir unser Schuhdepot, machten dort eine ausgiebige Rast, stiegen zu den Rädern ab und radelten zurück zum Bus. Diesen erreichten wir nach exakt sieben Stunden und dreißig Minuten, bzw. 1450hm im Anstieg und 23 Kilometern. Als Belohnung gab es dann im Hotel in Rocca noch einen Cappucchino, bevor wir zurück nach Montalto fuhren.
Auch ohne Gipfelerlebnis eine absolut beeindruckende und anspruchsvolle Unternehmung in einer wilden und rauen Umgebung, die man so in Italien auf den ersten Blick nicht vermuten würde und in der man das Gefühl hatte vollkommen alleine zu sein. Eine unvergessliche Skitour also, die nur wenigen Menschen gegönnt sein wird, da man die entsprechenden Verhältnisse nicht jedes Jahr vorfindet.