Bericht: Skitour Sonnblick und Hocharn
Das Trainingslager steht kurz bevor und trotzdem sollte es nochmal für ein Wochenende auf Skitour gehen. Zum zweiten Mal war das Naturfreundehaus in Kolm-Saigurn das Ziel und verheissungsvolle Gipfel warteten. Im Gegensatz zum letzten Mal konnten wir mit dem Auto bis zum Haus fahren, mussten aber nach unserem Anruf rund 45 Minuten auf den Wirt warten, der uns die Schranke für die letzten beiden Kilometer öffnete. Von unserer Elfergruppe waren wir die Nachzügler und nach großem Hallo und Abendessen war die Tour schnell geplant.
Der Hohe Sonnblick mit seinen 3106 Metern stand Samstag am Programm und weil frühlingshafte Temperaturen angesagt waren, war für uns recht früh Zapfenstreich.
Frühstück um 6:00 Uhr und 40 Minuten später standen wir schon auf den Ski. Trotzdem mussten wir uns in einer großen Schlange einreihen. Die ersten 100 Höhenmeter sind hier die Schwierigsten. Steil, verharscht, sehr rutschig und eng geht es gleich hinterm Haus nach oben, bevor sich dann die Touren aufteilen und auch das Gelände leichter wird. Misstrauisch beobachtete ich immer wieder, was vor mir so passierte und es kam wie es kommen musste. In einer Spitzkehre kam ein Kollege aus dem Gleichgewicht und hielt sich beim Fallen an unserer Irmi fest. Er selbst konnte einen Sturz verhindern, doch für Irmi gab es kein Halten mehr. Ohne eine Chance, den Fall auch nur abzubremsen rutschte sie rund 50 Meter den Hang hinunter und blieb dann an Büschen hängen. Schockstarre bei uns allen. Als letzter unserer Gruppe war ich schnell bei ihr, doch Irmi wäre nicht unsere Superirmi, wenn sie nicht einfach wieder in die Ski gestiegen wäre. Schließlich trinkt Chuck Norris bekannterweise auch die Wasserleitung auf ex aus und was soll man da groß jammern? Der Auslöser der ganzen Aktion, war übrigens einfach weitergegangen. Nachhaltig beeindruckt und gleichzeitg geschockt stiegen wir nun weiter bis zum Naturfreundehaus Neubau auf. 20 Minuten später fiel dann Markus aus der Spur und rutschte ein 25 Meter ab. Ausser ein paar kleinen Kratzern war aber wieder nichts passiert. Was geht denn heute bitte ab?
Auf der bewirteten Hütte legten wir eine kurze Pause ein und stiegen weiter in Richtung Rojacher Hütte auf. Mittlerweile war starker Wind aufgekommen und an exponierten Stellen zwangen uns die Böen mehrmals fast in die Knie. Die Essenspause fiel somit dann auch kürzer aus als geplant. Im Führer „Münchner Skitourenberge“ hatten wir uns die leichtere Strecke ausgesucht, doch war der Abzweig an der falschen Stelle beschrieben. So stiegen wir doch über die schwierige Variante auf und mussten an der Schlüsselstelle auch kurz tragen. Dafür blieb uns aber der weite Hatsch über den Gletscher erspart und wir kamen trotz diverser Fotostopps flott vorwärts.
Im Zittelhaus am Gipfel des Hohen Sonnblicks gab es dann warme Suppe und gemeinsames Wunden lecken. Die Hoffnung auf schönen Firn bei der Abfahrt über den Gletscher mussten wir leider recht schnell aufgeben. Gegen den starken Wind hatte die Sonne keine Chance und erst im unteren Bereich wurde der Schnee etwas weicher. Trotzdem hatten wir bei guter Fernsicht unseren Spaß.
Für der Sonntag teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Ich schloss mich der sportlicheren Unternehmung in Richtung Hocharn (3254 Meter) an und da war eher „Kette rechts“ angesagt. Fast die ganze Strecke brauchten wir wieder Harscheisen, obwohl die Spur über weite Schneefelder mit relativ wenig Spitzkehren nach oben führte. Auch mehrere kurze „Steilstücke“ zwischen den Felsen waren so problemlos. Alles in allem war die ganze Tour technisch nicht sonderlich anspruchsvoll, die knapp 1800 Höhenmeter und die Höhe eher die Herausforderung. Am Gipfelkreuz selbst hielten wir uns nur sehr kurz auf. Wie am Vortag blies ein eisiger Wind und jeder versuchte sich geschützte Stellen zu suchen. Dort war es dann auch angenehm warm, die Frühjahrssonne hatte schon richtig Kraft.
Bereits 100 Meter unter dem Gipfel firnte es schön auf und die Abfahrt war ein reiner Genuss. Vor lauter Freude bog ich dann an einer Stelle leider ein paar Meter zu spät links ab und landete in einem Hang, der von oben kaum einsehbar war. Die anderen waren dann bereits 50 Meter weiter unten und beschrieben den Hang als fahrbar. Als ich ein paar Meter weiter gerutscht war, bewegte sich der butterweiche Firn unter den Ski dann doch ein wenig unheimlich. Bei besseren Verhältnissen wäre ich wohl weitergefahren, doch war mir die Gefahr zu groß, mitsamt der obersten Schneeschicht über die Felskante zu rutschen. Das Herz in der Hose beschloss ich einen taktischen Rückzug. Ski runter und im Rückwärtsgang wieder den Hang zurück. Natürlich sank ich bei jedem Schritt weit ein und ließ ordentlich Körner, bis ich endlich wieder in fahrbarem Gelände war. Bei den anderen war das Gelächter dann entsprechend, da es von unten (wie immer) auch gar nicht so tragisch aussah. Ein weiterer kurzer Verfahrer trug uns dann noch eine kurze Tragepassage ein, bevor wir endlich den Talgrund erreichten und am Naturfreundehaus das wohl verdiente Bier bekamen.
Fazit: Das Rauristal kann ich nur empfehlen. Direkt vom Haus geht es mit Ski weg und es warten mehrere, technisch wenig anspruchsvolle 3000er mit tollen Abfahrten.