Bericht: Tour de friends 3 – Augsburg – Feltre

Die letzten beiden Jahre hatte ich mir schon immer etwas wehmütig die Fotos und Videos von den ersten beiden Ausführungen der Tour de friends angeschaut. Terminlich passte es mir, zeitlich so nahe an Roth, jedoch nie. Dieses Jahr ist für mich aber Roth-Pause und so war frühzeitig klar, dass ich von Augsburg nach Feltre mitfahren möchte. Vor der Anmeldung klärte ich noch ab, ob es ein Problem gäbe, wenn ich erst spät anreisen würde, um vorher in Roth zu supporten. Alles kein Problem, also Early Bird genutzt und für 950,- Euro das komplette Paket gebucht. 5 Tage fahren, 6 Übernachtungen in Hotels verschiedenster Kategorien, Komplettverpflegung und Rücktransport. Das Ganze in einem großen Starterfeld von mehreren 100 Fahrern. Vier Wochen vorher wurden dann noch Produkte der Sponsoren bewoben, die man während der Tour kostenlos testen könne. Sofort hatte ich mir eine Stages-Kurbel reserviert, die ich bei Gefallen anschließend kaufen wollte.

Rad Race Tour de friends 2019 - Augsburg nach Feltre

Pünktlich um 18 Uhr verließ ich Roth und wähnte mich gut im Zeitplan. Leider stand ich dann erstmal 30 Minuten im Stau. In Augsburg dann noch Bausellenodyssee und 15 min Radfahrt vom empfohlenen Parkplatz zum Treffpunkt in der Kälberhalle. Pünktlich zur Begrüßungsrede um 20:30 Uhr war ich dann da. Meine Unterlagen bekam ich sofort, die Leute von Stages hatten aber wohl keine Lust zu warten, obwohl ich als Nachzügler bei ihnen angekündigt war. Im Goodie-Bag dann 10 Riegel und zwei Gels vom Sponsor, nebst allerhand Krimskrams. Die Akustik in der Halle war leider zu schlecht, als dass man etwas von der Begrüßung verstanden hätte. Direkt danach ging es ins Hotel. Für die erste Nacht gab es ein Ibis.

Etappe 1: Augsburg – Füssen / 120 km mit 600 Hm

„3-2-1-kick it“, diesen Spruch sollten wir die nächsten Tage wohl noch häufig hören. Die Ausfahrt aus Augburg musste auf Anweisung der Behörden über einen Radweg erfolgen. Alle hatten noch frische Beine und so donnerten wir mit einem 30er Schnitt über die ersten 15 km Gravel. Nach 40 km fing es an zu regnen, doch es war angenehm warm. An der einzigen Verpflegungsstation gab es Iso, Salzsticks und Bananen. Es regnete sich nun richtig ein und bis Füssen blieb es mehr oder weniger nass. Ein erneutes Gravelstück nervte so manchen, denn durch die Nässe wurde es richtig schlammig.

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Am Konzerthaus am Forgensee dann das Ziel. Da ich als einer der ersten angekommen war, konnte ich mein Rad an der Waschstation gleich sauber machen und zum Essen in die Halle gehen. Später war die Schlange dann 50 Meter lang und einige Fahrer stellten ihr Rad kurzerhand in den See und wuschen es dort. Nicht nur aus umwelttechnischer Sicht ein recht zweifelhaftes Verhalten. Mein zugewiesener Hotelpartner erschien nicht und so hatte ich ein riesiges Doppelzimmer für mich allein.

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Etappe 2: Füssen – Nauders / 150 km mit 2400 Hm

45 nahezu flache Kilometer bis zum ersten Checkpoint. Leider war der Track recht eckig. Dann bogen wir wieder in einen Weg mit grobem Schotter ein, das Ganze gesperrt wegen Waldarbeiten. Während einige trotzdem den Weg nahmen, zoomte ich auf meinem GPS und umfuhr das Ganze bequem auf der Straße.

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Weiter ging es ganz entspannt, bis zu dem Zeitpunkt als ein Rettungshubschrauber zum Landeanflug ansetzte und uns direkt überflog. Der Windstoß recht heftig, doch mit zwei Händen am Lenker weiter kein Problem. Wenn man natürlich unter der Fahrt mit dem Handy filmen muss und einhändig fährt, dann schaut das schon anders aus. Ich hatte zufällig meine fest montierte Virb an, als meinem Vordermann das hier passierte:

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Video-Link: https://youtu.be/S7EttU7Suss

Der Kollege fuhr dann zwar weiter, doch war wohl das Schlüsselbein gebrochen. Nach einer Behandlung ging es für ihn bis zum Ende der Tour weiter. Nach der Verpflegung (Iso, Salzsticks, Käsebrote und Bananen) wartete das Hahntennjoch mit fast 1000 Meter Anstieg.

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Das startete steil und flachte dann ab, bevor es für die letzten 5 km nochmal steiler wurde. Es folgte eine schöne Abfahrt nach Imst zu VP2 (Iso, Salzsticks, Käsebrote und Bananen). Die Wolken hatten sich endlich verzogen und es ging in der Sonne weiter.

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Es bildete sich nun eine gut harmonierende Gruppe. Mit Kathrin und Jerome fand ich zwei Begleiter, mit denen ich die folgenden Tage bis Feltre fuhr. 20 flache Kilometer bis Landeck und weiter dem Inn entlang. Bis Martinsbruck in der Schweiz stieg es nun beständig und da wir nur Nebenstraßen fuhren, warteten ständig kleine Rampen auf uns. Hinüber nach Nauders nochmal 300 Hm, die aber angenehm zu fahren waren. Ins Ziel rollte es nun ganz bequem und das Bier in der Sonne schmeckte sehr gut.

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Untergebracht wurde ich dann im Hotel Edelweiß. Für das Abendessen ging es mit der Seilbahn hinauf ins Bergkastel, wo zwischen Pasta und Schnitzel gewählt werden konnte.

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Etappe 3: Nauders – Kaltern / 215 km mit 4100 Hm

Königsetappe! Am Morgen die letzten Meter hinauf zum Reschenpass, bevor nach dem See die rasante Abfahrt nach Mals wartete. Die Seitenwinde waren teilweise recht heftig. Den folgenden Checkpoint in Prad (wieder Iso, Salzsticks, Käsebrote und Bananen) würden wir heute zweimal besuchen. Denn nach dem ersten Besuch stand das Highlight der Tour an: Stelvio!

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Die berühmten 48 Kehren war ich im letzten Jahr schon gefahren und entsprechend vorsichtig startete ich. Leistungsmäßig gab es in unserem Trio keine großen Unterschiede. An der steileren Mittelpassage war Leichtgewicht Kathrin ein wenig vorne, in den flacheren Passagen fuhr ich wieder auf. Jeroen war schon ein paar Meter weiter. Zusammen kamen wir nach 2h 15 min oben an. Trotz Sonne war es recht kühl und so zogen wir das Restaurant der Terrasse vor.

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Auf der Abfahrt vom Umbrail nach St. Maria war eine Baustelle und die Straße eigentlich gesperrt. Für Autos gab es kein Durchkommen, für uns eine kurze Tragepassage und sonst freie Fahrt. Der VP in Prad war mittlerweile leergefuttert. Die Weiterfahrt nach Meran wurde mehrmals jäh gestoppt, wenn der Track auf einmal im Weinberg oder auf Schotter endete.

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Wir beschlossen, die vorgegebene Route zu ignorieren und hielten uns lieber an den Etschradweg, von dem ich wusste, dass er auf gutem Teer bis Meran führte. Bei VP3, wo es wieder nur Iso und Bananen gab, füllten wir nur unsere Flaschen und versorgten uns lieber im Cafe nebenan. Anschließend teilte sich die Tour. Für die einen ging es flach nach Kaltern, die „Hardliner“ gaben sich noch Gampen- und Mendelpass. Mit Jeroen und Amerikaner Andi nahm ich natürlich noch die beiden Pässe mit. Der Gampenpass war eine Steigung genau nach meinem Geschmack. Die 18 km mit gleichmäßiger Steigung von 7% machten echt Spaß. Den Mendelpass „von hinten“ kannte ich von früher noch. Wobei der ja nur anfangs nennenswerte Steigungen hat. Die letzten drei Kilometer gingen großes Blatt. Die Abfahrt nach Kaltern dann traumhaft. Wunderschöne Ausblicke und nagelneuer Teer. Enttäuschend dann das Abendessen. Es gab die Wahl zwischen einem Stück Fleisch oder Gorgonzola mit Polenta und Krautsalat.

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Dafür hatte für die Nacht 36 qm im Hotel Thalhof am See. Mit meinen 15 kg Gepäck am Rücken ging es die 320 Meter und 7 km hinunter zum Kalterer See. Unsere Bitte an die Orga, am nächsten Morgen unser Gepäck einzusammeln, wurde recht lapidar abgetan – miteinander bestellten wir dann ein Taxi. Leider gab es im Hotel zu fortgeschrittener Stunde auch nur noch kleine Snacks.

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Etappe 4: Kaltern – Levico Therme / 115 km mit 2100 Hm

Nach einem wunderbaren Frühstück wartete bereits der erste Pass auf uns, quasi bevor wir überhaupt gestartet waren. Patschnass geschwitzt kamen wir oben an, um ein paar Minuten später die gleiche Strecke wieder abzufahren.

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Beim ersten VP spendierte uns die lokale Cafebar einen Espresso und die Obstbauern Apfelsaft. Dazu ein Wassereis und die üblichen Dinge.

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Es folgten ein paar Rampen und Hügel, bevor am Lago della Serraia die nächste Verpflegung wartete. Der VP wurde vom Dorf organisiert und statt Bananen gab es Gebäck, Obst und Prosecco. Nach einer langen Abfahrt mit tollen Ausblicken folgten noch lockere Kilometer zum ausrollen. Leider stimmte am Ende der Track wieder nicht und fast alle Fahrer fuhren von der falschen Seite durch den Zielbogen. Der befand sich direkt am See und das warme Wasser nutzte ich natürlich noch für eine Schwimmrunde. Den Anblick des angebotenen Essen verdrängte ich gleich wieder und wir gingen später lieber noch auf eine Pizza in die Stadt.

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Dort dann ein Hilferuf von Matthias aus der Heimat: „Ich hab Fieber und kann Samstag nicht in Kelheim beim 24h-Rennen fahren. Springst Du für mich ein?“ Klar mach ich das, bin ja eh als Betreuer vor Ort…

Etappe 5: Levico Therme – Feltre / 95 km mit 2000 Hm

30 Kilometer flach einrollen, dann ein paar Hubbel. Am letzten VP dann Riesentrubel. An der Einfahrt Kinder mit Kuhglocken. Dazu viele verschiedene lokale Spezialitäten. Den Kids durften wir dann noch Autogramme geben 🙂 Nun folgte der letzte Berg hinauf nach Croce d´Aune. Nochmal 800 Meter Abfahrt und schon kam Feltre in Sicht.

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Fürs Einlauffoto hatten wir uns extra in Dreierreihe positioniert, doch leider war kein Fotograf da. So musste der Fotoautomat herhalten. Die Bevölkerung von Feltre hatte sich richtig Arbeit mit uns gemacht. Helfer in extra gefertigten T-Shirts wiesen uns ein, wie wir zum Hotel kämen und überreichten uns ein eigens gebrautes Bier als Erinnerung.

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Mit der Unterkunft hatten wir diesesmal leider eine Niete erwischt. Es störten weniger die einfachen Zimmer in der maroden Landwirtsschaftsschule, sondern viel mehr der schlecht organisierte Transfer mittels der lokalen Touristenbimmelbahn. So verbrachten wir viel Zeit mit warten, denn zum Abendessen und zur Abschlussparty mussten wir ja wieder in die Stadt.

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Das Abendessen erneut zum abhaken, zum Glück für die benachbarte Pizzabude. Deren Chef kam kaum nach, den Hunger der vielen Radfahrer zu tilgen. Die heftige Abschlussparty ging dann bis tief in die Nacht – für manche wohl bis zum Morgen.

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Die Heimfahrt war gut organisiert, ohne größeren Stau kamen wir bis Augsburg und für mich ging es gleich weiter nach Kelheim. Aber das ist eine andere Geschichte…

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Fazit: Ich habe viele nette Leute kennengelernt, fast alles saßen gut und sicher auf dem Rad. Die Stimmung war immer gut. Klar geht nicht immer alles glatt, wenn man für 450 Leute so etwas organisieren muss, gerade in Italien ist halt gelegentlich Improvisation angesagt. Bei der letzten Unterkunft regten sich einige ziemlich auf und buchten sich sogar selbst auf eigene Kosten in ein anderes Hotel ein. Die Wartezeit auf den Bummelzug brachte andere in Rage. Das gehört für mich jedoch zum Abenteuer und eigentlich wussten alle, dass jede Kategorie von Hotel zu erwarten war.

Gestört haben mich mehr die Dinge, die man im Vorfeld hätte besser planen können. So war der GPX-Track teilweise wirklich schlecht. Warum muss man 450 Leute mit dem Rennrad immer wieder über Schotter jagen, wenn 500 Meter parallel eine Straße geht. Wie kann ein Track im Weinberg enden, wenn ich ihn angeblich kurz vorher abgefahren bin? Der andere Punkt war das Essen. Die Verpflegungspunkte unterwegs waren noch ok, wobei selbst da auf fast jeder RTF für 10 Euro mehr geboten wird. Was gar nicht ging, waren die Abendessen in Kaltern, Levico und Feltre. Sowas bringt man wirklich nur runter, wenn man vorher stundenlang am Rad saß.

Trotz der Kritikpunkte war die Tour ein Riesenspaß. Gerade wenn man allein unterwegs ist, kann man so einen tollen Alpencross erleben und findet aufgrund der hohen Teilnehmerzahl immer eine passende Gruppe und neue Freunde. Dank fehlender Zeitnahme entfiel der Renncharakter völlig, was dem Namen „Tour de friends“ auch gerecht wird. Wer mochte konnte sich bei 4 Strava-Challenges trotzdem beweisen.

Eine Antwort

  1. Ahoi Tom,

    sehr schön, dass Du es heuer geschafft hast. Mir war vorher schon klar, dass ich passen muss, weil die Sommerferien in Hessen bereits begonnen hatten und Ferienzeit Familienzeit ist.

    Meine Fitness hätte dieses Jahr aber auch nicht ausgereicht, dieses Abenteuer zu bestehen. Schön zu lesen, dass es Dir im gefallen hat, bzw. dass Du die Unzulänglichkeiten mit Humor nimmst.

    Pass auf Dich auf und bleib gesund!

    Bernd

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