Bericht: Trainingslager Istrien 2.0
Wie im letzten Jahr ging es auch heuer wieder die kompletten Osterferien ins Trainingslager. Wieder war das Ziel Porec in Istrien. Die Anreise erfolgte diesmal weit weniger stressig als im Vorjahr – kein Halbmarathon in Holland, kein Silberhüttentrail. Damit es nicht zu langweilig wurde, stand aber eine Woche nach der Rückkehr schon der Pfreimdtaltrail an. Es hieß also, noch möglichst viel vorzubereiten. Läuferisch kam ich nach meinem Skiunfall Mitte Februar gerade wieder auf die Beine. Drei gebrochene Rippen und ein angeknackstes Schulterblatt verdonnerten mich zu zahlreichen erschütterungsfreien Stunden auf der Rolle. 1000 Schwimmmeter in 2019 und lächerliche 100 Laufkilometer seit Mitte März, standen 3500 km in Zwift und auf der Straße entgegen. Zumindest auf dem Rad passte es also.
Die Anreise erfolgte völlig staufrei. Unser Zimmer im Hotel Valamar Pinia konnten wir auch sofort beziehen. Alles wie gehabt, nur dass unser Zimmer heuer noch kleiner war als im Vorjahr. Der Kleiderschrank für eine Person schon zu klein und so war mal wieder Leben aus der Tasche angesagt. Immerhin gab es jetzt im ganzen Hotel WLAN, das nur am Abend manchmal überlastet war. Das Essen wie im Vorjahr sehr gut und abwechslungsreich.
Bei der Anreise hatten wir bereits Bekannschaft mit einer Baustelle in Novigrad gemacht. 500 Meter grober Schotter oder eine alternative Wanderung über die Wiese schränkte die Touren nach Norden leider sehr ein. So fuhr ich dieses Jahr fast ausschließlich nach Süden und Osten. Wir hatten mit dem ganzen Verein wieder bei Istriabike gebucht, die fünfmal die Woche Touren in verschiedenen Leistungsgruppen anbieten. Dort ist man gut aufgehoben wenn man Gruppenanschluss sucht oder sich nicht mit Tourenplanung beschäftigen möchte. Da ich aus verschiedenen Gründen aber gerne allein fahre, machte ich davon keinen Gebrauch und erkundete die Halbinsel wieder auf eigene Faust. Zum Einrollen ging es am Sonntag gleich mal nach Pula, so ziemlich das Flacheste, was Istrien von Porec aus zu bieten hat. Auf 150 km mit 1400 Höhenmeter kam ich da noch auf einen anständigen 29er Schnitt.
Die nächsten Tage wurde es deutlich langsamer. Im Mittel kletterte ich täglich deutlich mehr als 1000 Hm pro 100 km. Meist machte ich Touren um die 5-6 Stunden ins Hinterland und ließ mir auch Zeit, die ein oder andere kleine Straße zu probieren. Meine erste Königsetappe inklusive Ucka-Umrundung wurde so zu einer Tortour über 180 km und 3250 Hm, für die ich über acht Stunden unterwegs war. Am Ostersonntag folgte meine persönliche Emmausfahrt. Pula – Labin – Buzet – Motuvun, alles auf schönen Straßen ohne große Experimente. Am Ende standen 211 km mit 2500 Hm bei einem Schnitt von 26,6 auf der Uhr.
Ein Highlight war die Ucka-Umrundung mit Sabine, Dagmar, Dani und Matthias, wo ich mich als Guide betätigen durfte. Mit dem Auto fuhren wir erst nach Vozilici, von wo es nach Osten auf die Küstenstraße ging. Wunderschöne 30 Kilometer am Meer führten nach Opatja, wo der Anstieg zum Vojak wartete. 21 km mit 1400 Höhenmetern führten uns hinauf zum höchsten Punkt des Ucka-Gebirges. Leider zogen pünktlich zum Gipfelsturm Wolken auf und es wurde empfindlich kalt. Die Rückfahrt an der Westseite des Gebirgstocks führte dann durch viele kleine Dörfer. Eine sehr empfehlenswerte Tour mit 90 km und 1400 Hm. Von Porec kann man die Tour mit rund 200 km und 3000 Hm fahren.
Aus dem Vorjahr kannte ich schon einige schöne Straßen, dieses Jahr hab ich meine persönliche Straßenkarte weiter erweitert. Natürlich hatte ich auch ein paar Reinfälle, wo in Openstreetmap falsche Fahrbahnbeläge eingetragen waren (hab ich natürlich gefixt) und aufgrund derer mich Kommot auf Schotter geschickt hat. Für alle Ecken von Istrien kenne ich jetzt schöne Nebenstraßen, die gut zu fahren sind. Auf Komoot hab ich jetzt einige Touren parat, die ich auch mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann.
Läuferisch wurden es ein paar lockere Läufe an der Küste nördlich von Porec. Dort geht es durch Olivenhaine auf weichem Lehmboden, der bei Regen aber sehr klebrig wird. Wenn es nass ist, empfiehlt es sich daher, lieber nach Süden zu laufen. Dort kann man auf Asphalt bleiben und nahezu endlos laufen. Für einen langen Lauf bin ich mit dem Auto zur Mirna-Mündung gefahren und 13 km flußaufwärts bis zum bekannten Kreisel gelaufen, wo es die 5 km hinauf nach Vizinada geht. Der Rückweg gegen den Wind wurde in der Hitze fast ein wenig arg trocken. Die ganze Strecke lässt sich gut laufen und kommt ohne Höhenmeter aus.
Schwimmen war ich so gut wie gar nicht, die Rippen schmerzen da hinterher immer noch zu sehr. Aber ich ließ es mir trotzdem nicht nehmen, wenigstens einmal mit Leonie und Matthias Neo bei 17 Grad ins Meer zu hüpfen, wenn auch nur für 500 Meter.
Fazit: Für Radfahrer finde ich Istrien nach wie vor top, nur sollte man schon etwas Form mitbringen. Denn wo man auf Malle viele Kilometer flach rollen kann, muss man hier deutlich mehr klettern. Dafür hat man seine Ruhe und spart sich den täglichen Radlerstau, wie man in Alcudia zur Rushhour hat. Läuferisch finde ich die Gegend sowieso super. Und mal sehen, vielleicht tut sich für die Zukunft ja auch mal ein besseres Hotel auf. Die kleinen Zimmer und der Lärm im Speisesaal nerven schon recht. Auf der Habenseite nehme ich aus Kroatien 1340 Radkilometer bei 18.500 Höhenmeter mit nach Hause. Die 63 Laufkilometer sind ausbaufähig, aber als Grundstein für die Saison sollte es passen.