Bericht: Trainingslager Alcúdia / Mallorca
2016 steht bei mir nach langer Zeit mal wieder im Zeichen des Triathlon. Mit dem Challenge Roth hab ich mir auch gleich einen dicken Brummer ausgesucht und die Vorbereitung sollte entsprechend gut sein. So buchte ich bereits frühzeitig drei Wochen Mallorca, um mit ordentlich Radkilometer in die Saison zu starten. Für die drei Wochen hatte ich mein eigenes Rennrad dabei, was sich bei Transportkosten von 120 Euro und dem zu erwartenden Verschleiß wohl trotzdem gegenüber einem Mietrad rechnete. Verbunden damit aber natürlich der ganze Wahnsinn am Schalter von Air Berlin, bei denen Sportgepäck neuerdings auch nur noch 23 kg statt der bisher üblichen 32 kg haben darf. So war beim Checkin nochmal umpacken angesagt und die Radschuhe wanderten kurzfristig ins Handgepäck.
Mein letzter Besuch auf Malle lag rund 15 Jahre zurück und entsprechend groß waren die Veränderungen, die die Insel mittlerweile durchlebt hat. Rund 35.000 Radfahrer sind an Ostern auf der Insel. Davon werden wohl 25.000 in der Region Pollença / Alcúdia / Can Picafort wohnen. Neben dem Platzhisch Hürzeler gibt es zahlreiche Anbieter für Mieträder, das Angebot ist echt gigantisch und das Material super. Radfahren auf der Insel ist nach wie vor traumhaft und meidet man die Hauptstrecken während der Stoßzeiten, so kann man auch längere Zeit mal allein fahren. Der pure Wahnsinn ist aber die morgendliche Rushhour auf dem „Muro-Drive“ zwischen Burger King in Alcudia und Can Picafort. Gegen 10 Uhr trifft sich hier alles, was ein Tagesziel auf der „anderen Seite“ hat oder nach Westen möchte. Am Kreisel nördlich des Albufera-Naturparks in Richtung Sa Pobla geht es zu wie am Stachus in München.
Tourenmäßig habe ich es in fast alle Winkel geschafft, die ein lohneswertes Ziel darstellen. Nach einer eher gemäßigten „Einrollwoche“ mit wenig Höhenmetern und Regenpause nahm ich dann einen Pass nach dem anderen unter die Räder. Randa, San Salvador, Cap Formetor, Orient und Kloster LLuc sind Ziele, die zu jedem Mallorcabesuch gehören. Zweimal habe ich den Puig Major von Westen erklommen, einmal von Osten. Lediglich nach Sa Calobra habe ich es nicht hinuntergeschafft.
Höhepunkt war sicherlich der Küstenklassiker in der dritten Woche. Vom Hotel ging es nach Pollença und dann entlang der Küste über Kloster LLuc, Puig Major, Sóller, Deia und Valldemossa bis nach Andratx. Dann weiter über Galilea nach Esporles, wo ich die letzten der 3400 Höhenmeter hinter mir hatte und mich auf nun die letzten flachen 70 der 220 Kilometer freuen konnte. Der Rückenwind bescherte mir dann für dieses Teilstück noch einen 35er Schnitt. Eine traumhafte Tour.
Suboptimal war meine kleinste Übersetzung von 39/25. Vor allem bei den ersten Bergfahrten hätte ich mir noch einen Gang mehr gewünscht. Ansonsten gab es unterwegs natürlich den ein oder anderen Einkehrschwung. Die Ortschaft Petra hatte ich noch als nettes Dorf in Erinnerung, wo man gemütlich seinen Café con Leche trinken konnte. Mittlerweile kehrt dort aber Mittag alles ein, was ein Fahrrad unterm Hintern hat. Geschätzt bis zu 500 Radler teilen sich die Plätze in den fünf Cafés bei gutem Wetter. Natürlich ist es noch immer schön da, aber wenn man es ruhig haben möchte, dann sucht man sich eher andere Pausenziele.
Ähnliches gilt für die berühmte Tankstelle mit Café am Col de Sa Batalla. Alles was aus Richtung Inca oder Pollença zum Kloster LLuc oder weiter nach Sóller / Calobra möchte, kommt dort vorbei. Ich kam einmal in den „Genuß“ zur Mittagszeit von Caimari aus auf den Pass zu fahren. Während der Auffahrt habe ich dieses Video gedreht. Ganz am Ende sieht man, wieviele Radler sich da oben am Pass aufhalten:
Video-Link: https://vimeo.com/163144258
Laufen in Alcúdia
Auch wenn Alcúdia die nahezu perfekte Basis für einen Radurlaub ist, für das Lauftraining gibt es für Triathleten sicherlich viel bessere Orte. Die meisten starten daher nach Süden entlang des „Muro-Drive“ weg. Bis Ende Platja de Muro kann man wenigstens parallel zur Hauptstraße laufen, dann muss man aber unweigerlich auf den schmalen Streifen direkt an der Straße wechseln, den man sich auch noch mit Radfahrern zu teilen hat. Man muss schon ein ausgesprochener Abgasfreund sein, um sich hier wohl zu fühlen. Alternative wäre der Naturpark Albufera, wo man aber nicht laufen darf. Mein Versuch ist bereits nach wenigen Metern an einem Parkranger gescheitert. Wahnwitzigerweise dürfen die Hauptwege des Parks aber mit dem Fahrrad befahren werden. Wahrscheinlich möchte man einfach nicht jeden Tag gegen Abend hunderte Jogger im Naturschutzgebiet haben.
Besser hat man es als Trailläufer, wenn man die Stadt nach Osten verlässt, den Stadtteil Alcanada passiert und dann entlang der Küste läuft. Dort führt entlang des Golfplatzes ein Singletrail erster Sahne. Dieser geht dann am Puig Negre in einen Fahrweg über und läuft man nördlich vom Golfplatz zurück, kommt man auf ca. 15 Kilometer. Garnieren kann man das Ganze noch mit zahlreichen zusätzlichen Höhenmetern, indem man noch ein paar Gipfel mitnimmt.
Meine Lieblingsstrecke habe ich dann entdeckt, als ich vom Hotel in Richtung Villenort Mal Pas bzw. Bonaire lief. Dort trifft man auf die Küstenstraße, die an der nördlichen Seite der Halbinsel nach Osten führt. Ab dem Hafen in Mal Pas bis zum Tunnel am Ende der Straße (ein Tor versperrt den Zugang zum nachfolgenden Sperrgebiet) hat man einen wunderschönen Blick aufs Meer und Cap Formentor gegenüber. Zwar tut man sich mit einem ruhigen Lauf mitunter schwer, weil es auch ganz schön rauf und runter geht, aber in der Stunde, in der ich da unterwegs war, traf ich gerade mal auf zehn Autos. Hin und zurück von Port d´Alcudia sind es ca. 15 Kilometer.
Fazit: Mallorca ist noch immer einen Radurlaub wert und 2270 Kilometer mit knapp 25.000 Höhenmeter sollten eine gute Grundlage für Roth bilden.
Danke für die Tipps bezüglich Laufen / Trailrunning! Mal sehen wo es mich im September hin führt 🙂