Bericht: Trainingslager Riccione und Montalto delle Marche
Über Ostern ging es zwei Wochen nach Italien. Primär standen Radeinheiten auf dem Programm, aber natürlich wollte ich in Hinblick auf den Marathon in Salzburg auch ein paar anständige Laufeinheiten absolvieren. Für die erste Woche schlossen Sabine und ich uns dem benachbarten Radverein aus Weiden an, der seit Jahren im Frühjahr nach Riccione düst. Mit dem Hotel Fedora hatten sie eine super Unterkunft gefunden, das vom Service alles getoppt hat, was ich bisher so aus Mallorca kannte. Vom Essen, über den Service bis zum Wellnessbereich war alles super und gab keinerlei Grund zum meckern. Dazu boten drei Guides jeden Tag kostenlos geführte Touren an, wovon ich aber nie Gebrauch machte. Fürs Hotel gibt es eine klare Empfehlung.
Nach drei Radtagen und einem Nüchternlauf am Morgen stand ein Schwimmbadbesuch an. Das örtliche Hallenbad bietet 10 Bahnen mit 50 Meter, die in der Mitte durch eine verstellbare Wand getrennt waren.
Somit standen 20! Bahnen mit 25 Meter zur Verfügung. Ein Bademeister teilte einem die Bahn zu und alles war perfekt. Am Nachmittag folgte dann noch ein langer Lauf, der in der Sonne wirklich Spaß machte. Am Mittwoch bot das Hotel ein Mittagessen auf einem Landsitz an und alle geführten Touren kehrten dort ein. Auch unsere Gruppe hatte dieses Ziel. Nach einer Runde von 80 Kilometer kamen wir langsam in die Gegend und auf der Suche nach dem richtigen Weg bremste unser Gruppenanführer leider recht unerwartet. Mein Vordermann stand plötzlich vor mir quer und mich hat es dann leider erwischt. Zwar konnte ich noch bis in den Stand bremsen, aber als mein Hinterrad deutlich in die Luft ging musste ich wieder auslassen und stürzte stumpf mit dem Becken auf den Teer. Zuerst schmerzte nur das Becken. Nach 10 Minuten konnte ich dann die letzten drei Kilometer weiterfahren. Während der Mittagspause dann eine genauere Begutachtung. Zum Glück war nichts aufgeschürft und es war abzusehen, dass nichts Ernsthaftes an Becken und Oberschenkel passiert war. Jedoch meldete sich nun langsam der Brustkorb. Der Rückweg auf dem Rad ging gut, aber bis zum Abend war es Gewissheit, dass ich mir mal wieder die Rippen geprellt hatte. An laufen und schwimmen war von nun an nicht mehr zu denken.
Am nächsten Tag hatte ich mich daher von allen Radgruppen abgemeldet und fuhr lieber allein. Erstens wusste ich nicht, ob ich überhaupt würde fahren können und zweitens ist man allein doch sicherer unterwegs. Trotzdem hielt ich an meinem Vorhaben fest und plante meine erste „Königsetappe“ mit 140 Kilometer und 2100 Höhenmeter. An Wiegetritt war nicht zu denken, aber ansonsten lief es ganz gut und ich konnte die Landschaft gemießen. Ist man nämlich erstmal 10 km gefahren, entkommt man auch dem Verkehrswahnsinn ein wenig. Im Hinterland erwartet einem dann genau das Gegenteil. Kilometerweit kaum Dörfer und Autos. Sehr schlechte Straßen hat man hingegen überall. Am Freitag dann noch ein „Abschlusshunderter“ in den flachen Norden, wo ich ca. 30 km schöne Nebenstraßen fand und den Rest wieder mit dem Verkehr zu kämpfen hatte.
Fazit Rizzione: Hotel super, Laufen und Schwimmen super, Radfahren ausreichend. Jeden Tag die gleiche Prozedur: 10 Kilometer im starken Verkehr nach Süden oder Norden, um sich dann entweder mit vielen Autos die flachen Hauptstraßen zu teilen oder alternativ ständig mehr oder weniger steile Rampen rauf und runter zu kurbeln und zu hoffen, dass die Schlaglöcher nicht zu groß sind. Meine erste Wahl wird die Gegend sicherlich nicht, obwohl sie landschaftlich sehr schön ist.
Nach einer Woche fuhren wir noch ein Stück weiter in Richtung Süden. In Montalto delle Marche hatte ich mit San Lorenzo No. 7 ein komplettes Ferienhaus angemietet. Besitzer Gerti und Charly kenne ich seit vielen Jahren aus Nabburg, da sie dort eine Feinkostbäckerei betreiben. Im Ferienhaus selbst war ich 2012 schon einmal. Mit dabei waren Vereinskollegen Wolfgang, Helga und Christian nebst Frau und Kind, sowie unsere Kletterfreunde Elmar und Irmi. Kurzfristig fuhr dann meine Mutter noch mit und so wurde es eine bunt gemischte Truppe.
Samstag gab es noch eine Einrollrunde, Ostersonntag dann einen Radausflug ans Meer. Meinem Hinterteil ging es nun wieder besser, meinen Rippen leider nicht. Jede Nacht versuchte ich es wieder ohne Schmerzmittel, um dann irgendwann entnervt doch wieder eine Ibu zu schlucken.
Montag dann die erste richtige Tour mit Christian, um das gute Wetter noch zu nutzen, denn für die folgenden Tage war immer wieder Regen angesagt. Dienstag dann der Versuch ein wenig zu laufen, was sich aber schnell als hoffnungslos herausstellte, jeder Schritt schmerzte und ich merkte, wie ich immer mehr verkrampfte. Am Nachmittag und am Mittwoch nutzen wir dann die Regenpausen für zwei Ausfahrten. Donnerstag wieder Regen am Morgen und an längere Touren war nicht zu denken. Nachmittag kam dann die Sonne raus. So kreiste ich ums Haus und fuhr ein paar knackige Bergintervalle. Total durchgefroren ging mein erster Weg nach zwei Stunden direkt in die warme Dusche.
Der Wetterbericht sagte nun aber gutes Wetter und bereits am Morgen schien die Sonne. Die Luft war jedoch noch immer eiskalt und für unsere geplante Köningsetappe nahm ich daher Rucksack und viel Zusatzklamotten mit. Bei meinem letzten Besuch in Montalto waren wir bereits einmal in Castelluccio, dem höchsten Dorf im Appenin, von dem man einen schönen Blick auf die Hochebene „Piano Grande“ hat. Durch seine abgelegene Lage und karge Landschaft, die von hohen Bergen umrahmt ist, war Castelluccio schon immer ein beliebtes Ausflugsziel. Doch dann kam im Dezember 2016 ein Erdbeben und das Dorf wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Unser Vermieter Charly hatte uns schon vorgewarnt, dass wohl viele Restaurants geschlossen sein würden, wusste aber auch keine genauen Details.
So starteten Christian und ich am Morgen. Für Hin- und Rückweg hatte ich mit Komoot zwei verschiedene Strecken gebaut, doch leider landeten wir nach 20 km auf einem Schotterweg und bogen daher in Richtung Hauptstraße ab, wo ich auch so den Weg fand. Komoot setzt auf Openstreetmap und das Kartenmaterial hat in Italien eben nicht die Qualität, die man von zu Hause kennt. Ab Comunanza ging es für 30 km nur nach oben. Eine kurze Abfahrt und wieder 10 km Anstieg nach Montegallo. Ab dort war die Straße nun wie ausgestorben.
Für die folgenden 35 Kilometer trafen wir genau drei Autos, was auch daran lag, dass die Straßen teilweise wegen Bauarbeiten offiziell gesperrt waren. Wir trafen jedoch weder Bauarbeiter, noch wirklich schlechte Straßenstücke. Hier oben auf über 1000 Meter wurde es nun deutlich kälter. Am höchsten Punkt, dem Pass in Richtung Hochebene mit 1510 Meter, hatte es gerade mal noch 6 Grad.
200 Meter fuhren wir nun ab und zum Glück wärmte die Sonne wenigstens. Die letzten beiden Kilometer hinauf nach Castelluccio dann riesige Straßenschäden. Teilweise war die halbe Fahrspur weggebrochen.
Die Ortschaft selbst dann ausgestorben. Viele eingefallene Häuser, aber auch viele, wo man keinerlei Beschädigungen sah. Es waren keine Menschen und keine Autos zu entdecken, lediglich ein paar Wohncontainer, Baumaschinen und Traktoren. Alle Restaurants waren geschlossen, obwohl eines aussah, als wäre es normalerweise bewirtschaftet. Wir suchten uns ein windstilles Plätzchen und machten nun in der wärmenden Sonne 20 min Pause. Wir kamen uns vor wie im schlechten Italowestern, der Wind pfiff um die Ecken und ein paar Meter weiter schlug ständig die Tür eines alten Hühnerstalls auf und zu.
Wir traten nun den Rückweg an und als wir erneut den Dorfplatz passierten, standen zwei Soldaten vor uns und wiesen sehr freundlich zurecht. Castelluccio sei Sperrgebiet und wir sollten wieder zurück fahren. Nach der Auffahrt zum Pass folgte eine rasante Abfahrt über 35 km, die nur von kurzen Gegenanstiegen unterbrochen wurde. In Comunanza hatten wir im Cafe mit den anderen ausgemacht und zusammen fuhren wir dann zurück. Am Ende waren es knapp 140 km mit 2650 Höhenmetern. Auch wenn es in Castelluccio derzeit keine Einkehrmöglichkeit gibt, die Tour war wieder wunderschön. Die Hochebene ist etwas ganz besonders und unbedingt sehenswert.
Zeitgleich waren Elmar und Irmi nicht weit weg von uns. Elmars Bericht zur Skitour auf den Monte Vettore könnt Ihr hier nachlesen.
Fazit Montalto: Aus Radfahrersicht ist Montalto eine Hausnummer. Zwar ist das Gelände ebenfalls anspruchsvoll, doch hat man viel mehr Möglichkeiten, auch flach zu fahren. Der Verkehr ist viel weniger als in Riccione, die Straßen dafür besser. Läuferisch bewegt man sich auf Teer, kann aber relativ gut Kilometer machen. Das nächste Schwimmbad ist in Grottamare, wo man auch im Meer schwimmen könnte. Das Ferienhaus ist für mich ein Traum. Fünf Zimmer in zwei Wohnungen stehen zur Verfügung, maximal bringt man 13 Personen unter. Für sieben Nächte zahlten wir 170 Euro. Es gibt kaum Touristen und die Preise in den Cafebars sehr niedrig. Die Krönung war, als wir zu viert unterwegs einkehrten. Für drei Espressi, einen Cappucino und vier Stück Kuchen zahlte ich 8,20 Euro.