Gedanken zum Tod von Sebastian Haag und Andrea Zambaldi

Vergangenen Mittwoch kamen Sebastian Haag und Andrea Zambaldi in einer Lawine am Shishapangma ums Leben. Martin Maier überlebte wohl mit viel Glück. Haag wollte im Rahmen der „Double8“-Expedition zusammen mit Benedikt Böhm zwei Achttausender in einer Woche besteigen und die 170 km dazwischen mit dem Mountainbike zurücklegen. Vor Ort taten Sie sich mit den beiden anderen und Ueli Steck zusammen, die auch auf den Berg wollten. Das Ganze war wohl genau als das geplant, nach dem es sich anhört: eine Rekordjagd. Die Rekordjagd von Profibergsteigern.

Welche Meinung soll man zu so einem tragischen Tod haben? Am Wochenende hörte ich den Satz: „Da hat Darvin wieder zugeschlagen“. Diese Aussage ist sicherlich unangemessen. Aber was treibt einen dazu so eine Aktion zu planen? Die Projekte von Benedikt Böhm und Ueli Steck habe ich in den letzten beiden Jahren ein wenig verfolgt. Beide haben schon Grenzerfahrungen gemacht. Ueli Steck wäre im Mai am Everest beinahe von den Sherpas gelyncht worden, als sein Begleiter Simone Moro den Chef einer Sherpagruppe als „Motherfucker“ betitelt hatte. Benedikt Böhm war im September 2012 zusammen mit Sebastian Böhm einer der ersten, die beim Lawinenunglück am Manaslu den verschütteten Bergsteigern zu Hilfe kam. Elf Bergsteiger starben damals. Wenige Tage später stellte Böhm an dem Berg einen Geschwindigkeitsrekord auf. Ganz der Verkäufer, der er auch beruflich ist, wurde die Geschichte dann als Buch vermarktet. Überhaupt meint man, treibt es Böhm in die Medien, wo immer es geht. Mehrere Radiointerviews habe ich schon mit ihm gehört. Die „Double8“-Expedition war wohl auch seine Idee und Spiegel Online war von Anfang an dabei. Im Bayerischen Rundfunk war er ein paar Tage vor dem Unglück für ein Live-Interview per Satellitentelefon zugeschaltet. Natürlich ist das legitim, so mancher hat das vor ihm auch getan. Reinhold Messner ist wohl das beste Beispiel. Die Expeditionen müssen auch finanziert werden. Es lässt einen auch ein wenig verstehen, warum man so ein Risiko eingeht. Denn wen interessiert eine abgebrochene Expedition? Ich weiß zu wenig Fakten, aber in mir kommt schon der Verdacht auf, dass der Erfolgsdruck hier eine gewisse Rolle gespielt hat, als die Entscheidung anstand ob man weitergeht oder abbricht.

Sebastian Haag und Andrea Zambaldi sind tot und nichts kann sie mehr lebendig machen. So tragisch ihr Tod ist, sie waren sich immer bewusst, dass sie dieses Risiko eingehen. Haag hat einmal folgenden Satz gesagt: „Vielleicht bleibe ich für immer auf dem Berg; jung, konserviert, für immer 29“. Jetzt mit 36 Jahren wurde das Realität. Wir können uns nur Gedanken machen, ob dieses ewige „höher, schneller, weiter“ der richtige Weg ist.

Nachtrag: Dynafit als einer der Hauptsponsoren, bzw. der Hauptsponsor der Aktion hatte nach dem Unfall gerade mal ein kurzes Statement auf seiner FB-Seite. Dies wurde mittlerweile wieder entfernt. Auf der Homepage selbst kein Wort. Bei einem Einkauf habe ich am 29.12. dann noch folgendes Plakat entdeckt. Ich weiß nicht, was man dazu noch sagen soll, mir fehlen da schlicht die Worte…

Vortrag Benedikt Böhm

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