Test: Garmin Fenix 3 Performer Bundle
Die mit Abstand größte und schwerste Uhr im Test kommt von Garmin. Die Fenix 3 bringt 83 Gramm auf die Waage und misst den Puls traditionell über einen Brustgurt (55 Gramm). Sie verfügt über einen barometrischen Höhenmesser. Der unverbindliche Verkaufspreis für das Performer Bundle (Uhr + Brustgurt) beträgt 429 Euro, der niedrigste Straßenpreis liegt ca. 30 Euro darunter.
Anmerkung: Diese GPS-Pulsuhr wurde mir vom Hersteller für die Dauer meines Uhrentests leihweise zur Verfügung gestellt.
Der erste Eindruck:
Boah, was für ein Brummer. Deutlich größer und dicker als der Rest im Testfeld präsentiert sich die Fenix 3. Läufer mit schmalen Armen und Frauen werden aufgrund der Abmessungen vielleicht nicht entzückt sein. Doch die Uhr trägt sich angenehmer als es auf den ersten Blick den Anschein erweckt. Da der Uhrenkörper zur Auflagefläche hin konisch zusammen läuft fühlt sich die Uhr deutlich kleiner an als sie ist. Das Uhrband ist relativ weich und trägt sich angenehm. Ob es ein ganzes Uhrenleben hält bezweifle ich. Da es gegen ein Standardband gewechselt werden kann, sehe ich aber hier kein Problem. Die Uhr ist gut ablesbar und das Design vielseitig einstellbar. Für den normalen Uhrenbetrieb kann man sogar zwischen diversen Analoganzeigen wählen. Zusätzlich kann man die Uhr per Connect IQ mit solchen Späßen hier pimpen. Mach vielleicht nicht sooo viel Sinn, zeigt aber gut, was das Teil kann. Der Druckpunkt der Tasten ist sehr gut und präzise. Überhaupt ist die ganze Haptik sehr gelungen.
Hat man sich einmal in die Menüstruktur eingefunden, findet man sich gut zurecht. Die Tasten sind beschriftet und so kommt man auch ohne Bedienungsanleitung gleich gut zurecht. Merken muss man sich nur, dass ein langer Druck auf „up“ ins Setup führt. Es gibt 12 wählbare Sportarten, für die es jeweils vordefinierte Anzeigebildschirme gibt. Darin findet man dann eben fürs Bergsteigen eher Höhenmeter oder beim Schwimmen die Anzahl der Armzüge. Auch ein Triathlonmodus ist vorhanden, wo man per Hand die Wechsel rausstoppt und dann beim Radfahren eine andere Anzeige bekommt als beim Laufen. Jede Sportart kann man frei anpassen, zusätzliche Monitore hinzufügen, diese automatisch rotieren lassen und und und. Die Anzeige selbst ist auch sehr variabel. Ein bis vier Werte können angezeigt werden, diese dann teilweise noch in verschiedenen Anordnungen. Bis man hinter alle Feinheiten der Uhr gekommen ist, kann man gut Zeit investieren. Für Läufe mit hoher Intensität empfiehlt sich die zweizeilige Anzeige, da diese dann noch schnell erfassbar ist.
Mit Garmins Basecamp (Software für Routenplanung und Geoaching) kann die Uhr auch angesprochen werden und beispielsweise Routen oder POIs aufgespielt werden. Wirklich ausprobiert habe ich das Ganze aber nicht. Zur Fenix 3 kann noch allerhand Zubehör erworben werden. Per ANT+ können zusätzliche Sensoren integriert und per Bluetooth die Actionkamera Virb gesteuert werden.
Trainingseinsatz:
Der textile Brustgurt trägt sich sehr angenehm und ist nahezu identisch mit dem von Suunto. Zum Start eines Trainings drückt man einmal oben rechts und sucht sich dann die passende Sportart aus. Ein weiterer Klick und Brustgurt und GPS-Position werden gesucht. Das Gurtsignal wird sofort erfasst, bei den Satelliten dauert es kurz. Die Maximalzeit waren bei mir einmal ca. 20 Sekunden.
Intervalle programmieren sich leicht. Die Belastungen kann man in Strecke oder Zeit definieren, ebenso die Pausen dazwischen. Mit komplexen Gebilden wie Pyramidenläufe ist aber auch die Fenix überfordert. Die Einlaufzeit wird bei der Garmin nicht genauer definiert. Den Beginn des eigentlichen Trainings teilt man der Uhr per Tastendruck mit. Bei der TomTom konnte man hier explizit etwas angeben. Sinn macht beides, bei der Garmin ist man hier halt ein wenig flexibler. Super bei der Garmin ist, dass sie den Beginn, bzw. das Ende der Intervalle vorher durch ein Countdownpiepsen ankündigt. Diese Funktion besitzt keine der anderen Testuhren. Unterwegs kann man die eingestellten Ansichten manuell umschalten oder automatisch rotieren lassen.
Die Fenix kann man, wie alle Uhren von Garmin, über die Funktion „Autorunde“ so einstellen, dass sie jeden Kilometer kurz piepst und vibriert. So spart man sich vor allem im Wettkampf so manchen Blick auf die Uhr und bekommt auch ein gutes Gefühl, wie genau die Kilometerangaben des Veranstalters sind. An der Startlinie vom Wettkampf muss man eine Eigenheit beachten. Hat man die Uhr startbereit gemacht und könnte die Aufzeichung starten, hat man dafür genau 5 min Zeit. Danach schaltet die Uhr wieder in den normalen Uhrenmodus. Fällt dann der Startschuss, kann es sein, dass man auf den Startknopf drückt und erst neu das GPS-Signal erfasst wird. Mir passierte das einmal bei einem Volkslauf, wo sich der Start um ein paar Minuten verzögerte.
Auswertung:
Da ich seit 2008 eine Forerunner 305 benutze und als Gelegenheitsgeocacher auch ein Gamin etrex mein Eigenen nenne, hatte ich schon die nötige Software von Garmin auf dem Rechner. Die Uhr wurde über eigene USB-Dockingstation daher auch sofort erkannt. Das Auslesen via Runalyze funktioniert bei keiner anderen Marke so problemlos wie bei Garmin. Runalyze (auch SportTracks, das ich früher nutzte) kann über das Webplugin von Garmin direkt auf die Uhr zugreifen. Der Umweg über die Festplatte (TomTom) oder gar ein Onlineportals wie bei Epson oder Suunto entfällt also. Über dieses Plugin schiebt man beispielsweise auch Geocaches von der Webseite aufs Gerät. Einfacher gehts nicht. Leider gibt es Gerüchte, dass Garmin dieses Webplugin zukünftig nicht mehr weiterentwickeln wird, was ich sehr schade finden würde. Gerade dieses Plugin stellt nämlich einen deutlichen Mehrwert für den Anwender gegenüber anderen Herstellern dar.
Die Fenix stellt alle verfügbaren Meßwerte bereit und seit der Version 2.1 kann Runalyze nun auch die Schrittfrequenz darstellen, die sie vom Bewegungssensor der Fenix bekommt. Über das GPS-Modul der Fenix liest man in einschlägigen Foren differenzierte Berichte. Einig waren sich alle Schreiberlinge, dass mit jedem Firmwareupdate die Aufzeichnung genauer wurde. Ein Uhrentest hat den Vorteil, dass man Uhren beim gleichen Lauf vergleichen kann. Der Rückenwindlauf in Garching, der am Sonntag direkt vor der Haustür von Garmin stattfand, war das ideale Testumfeld. Auf zwei identischen Runden durch den teilweise eng bebauten Business Campus und die umliegenden freien landwirtschaftlichen Flächen kann jedes GPS beweisen, was es kann. Der direkte Vergleich der Fenix 3 und der TomTom Cardio Runner zeigt, dass die Fenix 3 auf freien Flächen teilweise Probleme hat. Die lange waagrechte Gerade ist ein Weg, der südlich von sechstöckigen Gebäuden flankiert wird, nördlich aber total frei ist. Dort wo der Weg dann nach Norden abbiegt stehen nur noch einzelne Bäume am Weg. Im Oval des Campus selbst zeichnte die TomTom erneut genauer auf, patzte dann aber auf freier Fläche im Südosten gewaltig und schafft es auch nicht, den identischen Aus- und Einlaufweg aus dem Campus auch so aufzuzeichnen. In zehn Läufen habe ich die Fenix getestet und mehrmals Abweichungen auf meiner Standardstrecke festgestellt. Aber Achtung – wir reden hier von einem Versatz von gerade mal 10 Meter! Zu Gute halten muss man der Fenix dabei, dass ich extreme Ausreisser (wie bei der TomTom zu sehen), nicht einmal festgestellt habe.
Für die Aufzeichung der Pace habe ich mir den gleichen Wettkampf als Beispiel genommen. Die 10 Kilometer bin ich sehr konstant gelaufen. Den ersten Kilometer in 3:55, dann 4:00 und dann gleichmäßig weiter mit 4:15-4:20. Die extremen Ausreisser (hier: links Garmin / rechts TomTom) waren typisch für alle vier Uhren im Test und zeigen, warum es einer Glättung durch die Auswertungssoftware bedarf.
Beim Eiger Ultra Trail hatte ich auch Fenix 3 und TomTom Cardio beide Uhren dabei. In diesem Gelände hat sich der barometrische Höhenmesser als Vorteil erwiesen, wobei man sagen muss, dass die GPS-Höhe auf freien Flächen im Gebirge meist recht gut brauchbar ist und es erst Abweichungen gibt, wenn man zwischen Felsen rumläuft oder man sich in Wolken bzw. Hochnebel bewegt. Leider kann ich hier jetzt keine Höhenkurven als Beispiele zeigen, da der TomTom am Eiger nach zwei Drittel der Strecke der Saft ausging.
Fazit:
Die Fenix 3 ist so eine Art eierlegende Wollmichsau. Sicherlich kann man die Ambit vom Funktionsumfang vergleichen, doch kann man unterwegs nur bei der Fenix alles unkompliziert nutzen. Mit der Größe der Uhr muss man sich sicher erst anfreunden, die Verarbeitung ist allererste Sahne, die Bedienung super, das GPS-Modul wird hoffentlich per Firmware noch ein wenig weiter verbessert. Interessant macht die Uhr auch das enge Zusammenspiel mit anderen Produkten von Garmin, wie beispielsweise der Actionkamera Virb. Das große Softwareangebot ein weiterer Pluspukt. Die sehr lange Akkulaufzeit macht sie vor allem für Ultra(trail)läufer sehr interessant.
Nachtrag: Kurz vor Testende hat Garmin ein Firmwareupdate veröffentlicht, das einerseits die neuen Brustgurte zum Schwimmen unterstützt und noch ein paar kleine Änderungen an den Benachrichtigungen gebracht hat. In den Test flossen diese Änderungen nicht mit ein.
Update 08.01.2017: Bei der heutigen Skitour wollte ich bei laufender Aufzeichung ein Datenfeld ändern. Beim Bestätigen hängte sich die Uhr auf und führte einen Werksreset durch. Alle aufgezeichneten Trainings und vorgenommenen Einstellungen an den Apps waren weg. Zudem musste der Uhr erst wieder die deutsche Sprache beigebracht werden, was nur über Garmin Express am PC geht.