Test: Suunto Ambit 3 Run
Suunto kennt man seit Jahren als Hersteller für Uhren jedmöglichen Anwendungsbereichs. Bei der Ambit 3 Run handelt es sich um die abgespeckte Version der Ambit 3 bzw. Ambit 3 Peak, sprich ohne barometrischen Höhenmesser und ohne Radkopplung. Die Herzfrequenz wird klassisch über einen Brustgurt gemessen. Der unverbindliche Verkaufspreis beträgt inkl. Brustgurt 299 Euro, der Straßenpreis liegt ca. 50 Euro darunter. Die Uhr wiegt 69 Gramm, der Brustgurt 43 Gramm.
Anmerkung: Diese GPS-Pulsuhr wurde mir vom Hersteller für die Dauer meines Uhrentests leihweise zur Verfügung gestellt.
Der erste Eindruck:
Mir wurde die Uhr in weiß zur Verfügung gestellt, was schon ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Man bekommt sie aber auch farbig und in schwarz. Die Uhr trägt sich sehr angenehm, was auch an dem verbauten Silikonarmband liegt. Das Armband wirkt sehr stabil und ist an der Uhr verschraubt. Das Display ist unterwegs gut ablesbar, auch wenn man beim ersten Augenschein meint, das wäre nicht so. Bei dämmrigen Licht kommt man aber nicht ohne die eingebaute Beleuchtung aus. Unangenehm sind die Tasten, die einerseits schwer gehen und andererseits keinen fühlbaren Druckpunkt haben bzw. sich schwammig anfühlen. Zudem reagiert das Display teilweise recht träge auf die Eingaben und läuft regelrecht nach. Diesen Effekt kenne ich sonst nur bei sehr kalten Temperaturen von meinem eTrex.
Nimmt man die Uhr das erste Mal in Betrieb, braucht man Zeit, viel Zeit. Ohne Bedienungsanleitung hat man keine Chance. Das Optionsmenü der Uhr ist zwar sehr spartanisch gehalten. Es gibt ein allgemeines Setup, wo Sprache, Einheiten usw. definiert werden. Unter „persönlich“ finden sich Einstellungen wie Geschlecht, Gewicht oder Körpergröße und dann kann man noch Geräte koppeln. Für alles andere braucht man einen Account bei Movescount, der Onlineplattform von Suunto. Die Einstellungsmöglichkeiten der Uhr sind gewaltig. Über eine Programmierschnittstelle können Entwickler auch selbst Apps für die Uhr schreiben, die man dann aufs Gerät laden kann. Aber leider können auch viele grundlegende Einstellungen, wie z.B. die Anzeige der Datenfelder, nur über die Plattform (oder eine Smartphone-App) gemacht werden. Schön, dass es diese Möglichkeit gibt, aber als einzige Einstellmöglichkeit ist das Ganze ein Unding. Nicht einmal Intervalle kann man definieren, ohne dass man eine Interneverbindung hat. Das Training will also gut geplant sein. Kurzfristige Änderungen, beispielsweise weil der Trainingspartner eine schlechten Tag hat und lieber 5 x 1000 m statt 20 x 400 m machen möchte, sind also nicht mehr drin. Gar nicht vorstellen kann ich mir, wie ein Trainingslager im Ausland ablaufen soll, wo ich nicht ständig online bin.
Trainingseinsatz:
Der textile Brustgurt trägt sich sehr angenehm und ist baugleich mit dem von Garmin. Die Erfassung von Gurt und Satellit machte bei allen Testläufen kein Problem und funktionierte innerhalb ein paar Sekunden. Unterwegs kann man die zu Hause definierten Monitore und Ansichten umschalten. Die Monitore wechselt man mit der Taste auf der rechten Seite in der Mitte. Jeder Monitor besteht aus drei Zeilen. Bei den beiden oberen Zeilen muss man sich für eine festen Wert entscheiden, für die unter Zeile kann man mehrere angeben (Ansichten). Diese Ansichten wechselt man dann mit der Taste links unten. Hört sich verwirrend an? Ist es auch bis man das System mal kapiert hat. Mit der Taste rechts unten schaltet man die Beleuchtung ein.
Auswertung:
Die Dockingstation besteht aus einer Art Klemme, die sehr leicht und klein ist. Leider kommt man an die Trainingsdaten nicht ran, ohne sie vorher zu Suunto hochzuladen. Dort stellt man dann sehr schnell fest, dass man bei Suunto nicht trainiert sondern „movt“. Die Trainigseinheiten Moves kann man einzeln aufrufen, die Diagramme sind gut brauchbar. Die Übersicht über die Moves allerdings ist eher für Freizeitsportler, die wissen wollen, wieviel Kilometer sie insgesamt zurückgelegt oder wieviel Kalorien sie verbraucht haben. Movescout kann man auch mit anderen Anbietern koppeln. Außer Strava kannte ich aber keinen aus der Liste. Der Export funktioniert als .tcx, .fit, .kml, .xlsx oder .gpx. Der Import in Runalyze klappt also bestens. Die Aufzeichnung meiner Standardlaufstrecke war sehr genau, ein wenig arg zittrig nur die gelaufene Geschwindigkeit. Diese Aufzeichnung erfolgte mit genauester GPS-Qualität und sekündlicher Aufzeichnung
Fazit:
Ich gebe zu, ich konnte mich mit der Ambit 3 Run nicht anfreunden. Natürlich kann man mit ihr sehr viele Sachen machen. Kniet man sich richtig in die Konfiguration und die Möglichkeiten, die die externen Apps bieten, bekommt man ein Gerät, dass man vielleicht so anpassen kann, wie man es haben möchte. Ich für meinen Teil suche aber einen unkomplizierten Trainingsbegleiter, der mich unterstützt und nicht einschränkt – und mit dem ich eben auch mal spontan Intervalle laufen kann.
Ich hatte ja nur die Ambit 2 Run im Test, aber mit der Erfahrung konnte ich mir das neue Modell auch sparen. Deine Kritikpunkte kann ich alle sehr gut nachvollziehen. Ist technisch sicher eine gute Uhr und die Plattform hat großes Potenzial durch die „Apps“ – aber für mich ist das alles auch nix.
Hast Du denn auch eine Garmin in Deinem nahezu unerschöpflichen Laufuhrentestprogramm? 😉
Herzliche Grüße
Thomas
Ja, eine Fenix 3 habe ich derzeit am Handgelenk 😉
Ich besitze zwar nicht die Suunto Ambit3 Run, sondern die Sport-Version, doch die Kritik bzgl. Unflexibilität z.B. eines Intervalltrainings, kann ich so nicht ganz stehen lassen. Einerseits besteht tatsächlich die Möglichkeit ein Intervalltraining bereits im Voraus auf dem Computer oder dem Smartphone einzugeben, andererseits gibt es aber auch sehr einfache Methoden, die Uhr spontan für ein Intervalltraining zu nutzen. Dies geht so:
Man definiert einen Bildschirm so, dass jeweils an Stelle der gesamten Trainingsangaben nur die Rundenangaben angezeigt werden (Rundenzeit, Rundendistanz, Rundendurchschnittsgeschwindigkeit, aktueller Puls und aktuelle Geschindigkeit). Wenn ich nun ein Intervalltraining absolviere, dann drücke ich nach dem Aufwärmen die Rundentaste und die Uhr zeigt mir genau die Angaben für die betreffende Sequenz an. Nach der Sequenz drücke ich wieder die Rundentaste (für die Trabpause). Nach der Trabpause drücke ich wieder die Rundentaste, etc. Zu Hause kann ich schliesslich auf Movescount das Intervalltraining detalliert (z.B. je Runde) auswerten.
So verwendet kann die Suunto Ambit3 perfekt für Intervalltrainings verwendet werden. Man muss nur wissen wie! 😉
Hallo Emi, danke für deinen Tipp. Aber kann ich denn einstellen, wie lange die Intervalle und Pausen dauern sollen und bekomme ich eine Rückmeldung von der Uhr? Nicht, oder? Ich möchte ja unter dem Lauf nicht dauernd schauen müssen, wie lange das Intervall noch geht.
Hallo Tom!
Wenn man die Intervalle vordefinieren möchte, dann geht dies (soweit ich weiss) nur über die App oder Movescount.com. Nachdem ich dies zunächst auch probiert hatte, fand ich die von mir geschilderte Anwendungsmöglichkeit der Uhr jedoch viel geschickter.
Ich empfinde es nicht als störend, wenn ich ab und zu auf die Uhr schielen muss, wie lange der Intervall noch dauert. Ich habe mein Training ohnehin genau im Kopf. Wenn ich nun z.B. spontan den Tempolauf etwas verlängern möchte, dann drücke ich einfach erst später die Rundentaste. Dasselbe gilt für Intervalltrainings. Ich kann nur sagen, dass ich so mein Training bestens überwachen kann und es sehr praktisch finde…