Wanderung über den Besseggengrat

Die Wanderung über den Besseggengrat ist neben Trolltunga, Kjeragbolten oder Preikestolen wohl die beliebteste Wanderung, die man in Norwegen so kennt. Der Besseggen ist ein spektakulärer Gebirgsrücken im Osten von Jotunheimen, dem „Heim der Riesen“. Der höchste Punkt, einen richtigen Gipfel gibt es nicht, heisst Veslfjellet und hat eine Höhe von 1743 Meter. Auf der einen Seite auf knapp 1000 Meter liegt der ungefähr 18 Kilometer lange See Gjende. 400 Meter darüber liegt der See Bessvatnet. Beide sind nur durch ein 50 m breites Felsband getrennt, das “Bandet“. Während der Gjende türkisblau leuchtet, wirkt der Bessvatnet regelrecht schwarz. Das Fotomotiv hinunter auf die beiden Seen findet man in jedem Norwegen-Prospekt. Für die einfache Strecke über den Grat von der DNT-Hütte Gjendesheim bis zur Hütte Memurubu sind 5-6 Stunden angegeben. Den Rückweg kann man entweder am Uferpfad in 2-3 Stunden oder mit einem Schiff zurücklegen.

Nach zwei Tagen in Oslo erfolgte unsere Anreise über die Landschaftsroute Valdresflye (FV 51), die uns schon beindruckende Einsichten in den Jotunheimen Nationalpark gab. 8 Kilometer vor dem Wanderparkplatz fanden wir neben der Straße einen schönen Stellplatz für die Nacht. Wir machten noch einen Spaziergang auf den Brurskardknappen, wo uns am Rückweg der angekündigte Regen erwischte.

Bis Mitternacht regnete es nun durch, doch am Morgen schien die Sonne. Mit den Wettervorhersagen in Skandinavien ist das bekanntlich ja so eine Sache, doch heute gab es das angekündigte Kaiserwetter. Wir hatten uns entschieden, mit dem Schiff nach Memurubu zu fahren und dann zurück über den Grat zu gehen. Leider gab es am Stellplatz keinerlei Handyempfang und so fuhren wir nach dem Frühstück ohne Fahrplan, geschweige Ticketreservierung in Richtung Gjendesheim.

Kurz nach der Abzweigung von der FV 51 wies uns ein Parkplatzwächter ein. Der riesige Parkplatz (120 NOK / 10 Euro) war um 7:30 Uhr vielleicht zu einem Viertel gefüllt. Alle um uns herum eilten zum Pendelbus, um zum Fähranleger zu kommen. Wir verzichteten auf den Bus und gingen die knapp zwei Kilometer. Dort gab es dann wieder Handyempfang und nun wussten wir auch, warum es alle so eilig hatten. Um 7:45 Uhr ging eine Fähre, die Nächste erst um 9:30 Uhr. Ticketkauf war online nicht mehr möglich und weitere Pendelbusse luden immer mehr Wanderer aus, die auf die Fähre wollten. Ein wenig Sorge machte sich breit, ob wir würden mitfahren können. Aber wenn wir nicht mitkönnen, gehen wir halt zu Fuß. Zeit genug war ja. Zwei Schlangen zum Anstellen gab es. Eine für Vorreservierer und eine für uns. Doch die Sorge war unbegründet. Auch die anderen 15 ohne Fahrkarte kamen noch mit. Eine Reservierung schont zur Hochsaison aber sicherlich die Nerven. Gekostet hat der Spaß dann 240 NOK (20 Euro) pro Nase.
Fahrplan und Ticketkauf: https://gjende.no/de/

20 min später waren wir dann schon in Memurubu. Dort gibt es auch ein Wanderheim, aber das war es dann schon.

Die geschätzt 80 Fahrgäste der Fähre verteilten sich recht schnell im Aufstieg. Jeden Kilometer gab es Schilder, wo man gerade ist und wie lang man bisher maximal gebraucht haben sollte. 450 Höhenmeter auf 3 km in einfachem Gelände und wir erreichten den Höhenzug. Bereits hier gab es eine wunderbare Aussicht. Im gemächlichen Auf und Ab auf griffigstem Granit ging es nun bis km 5,5. Nun folgte ein Abstieg mit 200 Hm und wir erreichten das “Bandet”. Der Weg geht direkt am Bessvatnet entlang und man kann hier zum letzten Mal seine Trinkflasche füllen.

Genau in der Mitte der Wanderung folgte jetzt die einzige etwas schwierigere Passage mit ein paar Einser-Kletterstellen, wo man mehrmals die Hände hinzunehmen musste. Dazu ein wenig Luft unterm Hintern. Hat man Höhenangst, bekommt man hier vielleicht Probleme. Wer aber ab und an in den Bergen unterwegs ist, sollte hier keinerlei Probleme haben. Der Fels ist fester Granit und supergriffig. Natürlich staut es sich an dieser Stelle etwas – Gegenverkehr gibt es ja auch. Da man von der Stelle aber eine traumhafte Aussicht aufs Bandet hat, wartet man gerne. Allerdings gibt es auch eine einfachere Umgehung, die aber 4 km länger ist.

Nach der kurzen Kraxelei wartet wieder leicht steigendes Gehgelände und der Untergrund wechselt mehr und mehr in ein großeres Schotterfeld. Mehrmals meint man, der höchste Punkt ist gleich erreicht, doch dann war es doch nur eine Kuppe. Ein großer Steinhaufen inmitten dieser Mondlanschaft markiert dann den Veslfjellet.

Zweieinhalb holprige Kilometer und einen schönen Ausichtspunkt später beginnt dann der Abstieg. Der Untergrund wird wieder deutlich angenehmer zu gehen. Gleichmäßig ging es nun die letzten 3 Kilometer hinunter nach Gjendesheim. Für die ganze Tour haben wir genau 4,5 Stunden reine Gehzeit benötigt. Mit Brotzeit und Fotostopps war es eine Stunde länger. Zum Parkplatz dann nochmal 20 min. Der Parkplatz war nun gut gefüllt. Zu den vielen Wanderern kamen noch viele normale Ausflügler, das Cafe am Fähranleger ist doch ein recht attraktives Ziel.

Fazit: Der Besseggengrat ist eine traumhafte Tagestour. Bis auf das kurze Kletterstück hat man nur einfaches Gehgelände auf dem man gut vorwärts kommt. Nicht unterschätzen darf man aber die Wetterbedingungen. Die ganze Tour ist völlig ungeschützt und man ist fast die ganze Zeit dem Wind ausgesetzt. Geübte Geher können sich das Geld für die Fähre sparen, allerdings hat die Schifffahrt bei gutem Wetter auch ihren Reiz. An schönen Tagen in der Hauptsaison macht es Sinn, die Fähre vorab zu buchen. Auch wenn viele Menschen unterwegs sind, verteilen die sich auf den 14 km recht gut. Wir waren an einem Sonntag Ende Juli bei bestem Wetter unterwegs und empfanden es nicht als zu überlaufen. Aber wer früh aufbricht, wird natürlich weniger Wanderer antreffen.

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