Zu Gast an der Strecke beim
Goldsteig Ultrarace 2015
Michael Frenz ist Insidern schon lange bekannt. Als Veranstalter von diversen Ultratrails ist der „Meldeläufer“ eine feste Größe in der Szene. Mit dem Goldsteig Ultrarace hat er 2014 den Versuch gewagt, wohl einen der härtesten, auf jeden Fall aber den längsten Nonstop-Lauf in Europa zu etablieren. Entlang des Goldsteig, der von Waldsassen über den Arber nach Passau und dann wieder zurück nach Neunburg vorm Wald führt, warten 661 Kilometer mit rund 19.000 Höhenmeter auf die Läufer. Naturgemäß ist das eine Streckelänge, die man nicht mal eben spontan in den Wettkampfkalender einbaut. Entsprechend war die Teilnehmerzahl bei der Premiere mit 49 Startern überschaubar. Dass viele sich nicht wirklich bewusst waren, was sie da erwartete zeigt auch die Tatsache, dass es gerade mal 5 Starter innerhalb des Zeitlimits von 192 Stunden bis ins Ziel schafften. Darunter aber immerhin mit Kristina Tille auch eine Frau.
Für dieses Jahr hatten sich 69 Teilnehmer angemeldet und da ich ja nicht weit entfernt vom Goldsteig wohne, war es natürlich klar, dass ich die Läufer besuche. Dank eines Livetracking konnte man zu Hause schön verfolgen, wo die Läufer unterwegs waren und so sollte es halbwegs einfach sein, die Athleten auf der Strecke zu treffen. So zumindest meine Theorie. Bei meinem ersten Besuch stellte ich aber schnell fest, dass der Wanderweg die Straße nur selten kreuzt und so steuerte ich nach einer kurzen Irrfahrt gleich den Verpflegungspunkt in Herzogau an. Die Spitze des Feldes war zu diesem Zeitpunkt längst durch, aber immerhin traf ich dort noch sieben Athleten und bekam ein schönes Bild von den völlig unterschiedlichen Charaktären. Vom Trailläufer mit leichter Laufausrüstung und Wohnmobilbegleitung bis zum Einzelkämpfer mit Marschgepäck und Schlafsack war alles anzutreffen.
Vergangen Donnerstag besuchte ich die Strecke erneut und hatte noch extra alkoholfreies Bier, Salziges, Riegel und ein wenig Obst eingekauft, um den geschundenen Seelen unterwegs eine kleine Freude zu bereiten. Der Sieger Laszlo Barta war zwar mittags schon ins Ziel gekommen, mit Holger Eisele, Massimo Scribano, Norbert Fasel, Anna Örsi und Hans-Jürgen Egler bekam ich aber den Rest des „Führungsfeldes“ zu sehen. Holger Eisele erwischte ich bei einer Pause im Wohnmobil. Er hat mich dabei am meisten beeindruckt. Frisch und gut gelaunt erklärte er mir, dass es jetzt ja grad mal noch ein Marathon bis ins Ziel sei und er die letzten Tage so viel Freude gehabt hätte. Seine Frau Gabi wirkte da fast schon müder als er – geschlafen hat sie wahrscheinlich in dieser Woche ähnlich wenig.
Direkt aus „der Hölle“ kam Massimo Scribano, den ich am Ende des Höllenbachtals abpasste. Viel Zeit hatte er nicht. Scheinbar machte er sich noch Hoffnungen auf Platz 2. Ein alkoholfreies Bier auf ex und eine Banane nahm er aber gerne an. Hans-Jürgen Egler traf ich auch mit seinem Sohn im Wohnmobil. Mittlerweile war es dunkel geworden und ein paar Stunden Schlaf wollte er sich vor dem letzten Teilstück noch gönnen. Von ihm erfuhr ich, dass Norbert Fasel und Anna Örsi kurz vorher erst vorbeigekommen waren.
So fuhr ich weiter zum „Gasthaus am See“ in der Ortschaft Weihern, wo ich dann eine ganze Weile auf Norbert Fasel warten musste. Über meine mobile Aid-Station freute er sich sichtlich und mit Bier kann man Läufer scheinbar auch fast immer ködern. Den Anwohnern war das aber wohl nicht ganz geheuer. Als Norbert weg war wurde ich zur Rede gestellt. Scheinbar vermutete man Schleuser oder andere zwielichtige Gestalten. Als ich die Situation dann erklärt hatte war man aber doch sehr aufgeschlossen – vorallem aber wohl beruhigt, dass kein Verbrechen zu erwarten war. Kurze Zeit später kam dann noch Anna Örsi aus dem Wald und auch ihr konnte des Inhalt meines Kofferraum Gutes tun. Tief in der Nacht kam ich dann wieder zu Hause an. Sechs Stunden hatte ich gebraucht um die Fünf abzupassen. Das Feld hatte sich eben weit auseinandergezogen. Den Rest des Rennens verfolgte ich dann wieder im Internet.
Viel erfahren hatte ich von den Läufern. Kritik kam vor allem aufgrund der schlechten GPS-Tracks und der Onlinetracker, die nicht bis zum Ende durchhielten, weil ihnen schlicht der Saft ausging. Dazu habe ich festgestellt, dass die zugehörige Webseite alles andere als smartphonegeeignet ist. Unterwegs ist das Ding echt die Hölle. Viel Lob gab es aber für die schöne Strecke, die Michale da ausgesucht hat und die Herzlichkeit an den Verpflegunssstellen. Und dass aus anfänglichen Konkurrenten innerhalb einer Woche gute Freunde werden, kann man auch gut nachvollziehen.
Innerhalb des Zeitlimits kamen dann 17 Läufer an und wäre der Japaner Koji Dan nach dem Höllenbachtal nicht falsch abgebogen und 50 km in die falsche Richtung gelaufen – er hätte es auch geschafft. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Wetter dieses Jahr optimal war. Hätte es zwischendurch Regentage gehabt, wären die 192 Stunden wohl noch knapper gewesen.
Was man so hört, gibt es nächstes Jahr auch eine Staffelwertung und ein verkürztes Rennen über 166 km. Letzteres würde mich schon sehr reizen, doch vorher ist noch die Langdistanz in Roth und eine Entscheidung kann ich erst danach treffen. Zudem sind die 299,- Euro dann schon mehr als happig. Zudem ist zur gleichen Zeit die Premiere des neuen Arber-Silberberg-Ultratrail.